Izamal

Izamal (benannt nach Itzamna ~Tautropfen des Himmels, dem höchsten Maya-Gott) wird auch die gelbe Stadt genannt.

Diese Namensgebung der Stadt auf halber Strecke zwischen Chichén Itzá und Mérida erschließt sich dem Besucher sofort, denn nicht nur der monumentale Franziskaner-Konvent San Antonio de Padua, sondern auch die meisten der kolonialen Gebäude des kleinen Zentrums Izamals leuchten in Eidottergelb. Kopfsteingepflasterte Straßen, altmodische Laternen und das Klappklapp der Pferdekutschen tragen zur nostalgischen Atmosphäre des Städtchens bei, das als eine der ältesten Siedlungen der Yucatán-Halbinsel gilt. Lange vor Ankunft der Spanier befanden sich hier Mayastädte, deren nicht-restaurierten Überreste in der Umgebung verstreut aufzufinden sind. Auch der Konvent selbst wurde über einer ehemaligen Pyramide errichtet. Sein geschlossener Innenhof wird an Größe nur vom Petersplatz in Rom übertroffen.

Doch die spanischen Missionare, allen voran der eifernde Diego de Landa, begnügten sich nicht damit, die Gebäude der Maya zum Zeichen eigener Überlegenheit zu zerstören. Quellen aus der Zeit berichten, dass die Franziskaner im nahegelegenen Maní eines der grauenvollsten Massaker der Missionsgeschichte an der indigenen Bevölkerung begingen, in deren Verlauf Landa selbst Hand anlegte. In einem barbarischen Akt der Kulturvernichtung ließ er zudem einen Großteil ihrer Schriften verbrennen. Jahre danach unternahm er den untauglichen Versuch, aus mündlichen Quellen einen Teil des vernichteten Wissens zu rekonstruieren.

Trotz dieser historischen Erfahrung blieb in Izamal ein Großteil der Bevölkerung dem Katholizismus bis heute tief verbunden, und selbst an den unseligen späteren Bischof von Yucatán erinnert ein Denkmal. Papst Johannes Paul II besuchte Izamal im Jahre 1993. Auch seine Statue schmückt den Innenhof des Konvents. Maní jedoch lag nicht auf seiner Reiseroute…

Die Mehrheit der geschätzten 17800 Einwohner Izamals gehört zur Mayabevölkerung und spricht neben Spanisch noch einen indigenen Dialekt.

Im Innern des Franziskanerkonvents beeindruckt neben einem prachtvoll restaurierten Altar ein dem heiligen Franz von Assisi gewidmetes Kirchenfenster und die im zweiten Stockwerk aufbewahrte Statue der unbefleckten Jungfrau, der Schutzpatronin Yucatáns.

Im Außenflur des Gouverneurspalastes (heutiges Rathaus) kann man ein großes Modell des Ortes samt der zahllosen Mayapyramiden in seiner Umgebung bestaunen. Den besten Überblick in der Wirklichkeit hat man von der am Nordrand Izamals gelegenen, eher einem symmetrischen Hügel ähnelnden Pyramide Kinich Kakmó.

Seit einigen Jahren gehört Izamal zum illustren Kreis der “Pueblos Mágicos”, magischer Orte, die sich durch besondere kulturelle Authentizität auszeichnen.

Ein Erlebnis, das sich viele Besucher Izamals nicht entgehen lassen, ist die mehrmals wöchentlich stattfindende Light and Sound Show. Dann wird der Innenhof des Konvents illuminiert und belebt sich mit allerhand Figuren. Brennendes Räucherwerk, Musik und großflächige Projektionen unterstreichen die Geschichten eines Erzählers.