"Wenn ich im Ausland bin, will ich mich nicht zuhause fühlen."
George Bernhard Shaw
Lieber Herr Kamphusmann,
gerne berichten wir ich von unserer Mexico-Reise vom Juli und August 2017 (4 Wochen).
Ganz, ganz großes, überschwängliches Lob für Ihre Vorbereitungen und Organisation und Ihre Vorschläge für zusätzliche Ausflüge und Zwischenstopps. Kundige, stilsichere, (vor-Ort-) kenntnisreiche Auswahl der Unterkünfte, durchweg (für unsere Zwecke) ideal gelegen, oft geradezu Highlights. Wir haben alles erlebt, was wir erwartet und mehr und Schöneres, als wir uns erträumt haben; Campeche etwa war ein Kleinod. Sicherlich hatten wir Glück mit Wetter und Verkehr; sicher haben uns auch die muttersprachlichen Spanischkenntnisse von Ehefrau und älterer Tochter sehr genutzt und direkten Kontakt zu Land und Leuten ermöglicht – die erste Unterhaltung ergab sich bereits auf der Taxifahrt vom Flughafen zum Hotel in D.F. Wir hatten drei Reiseführer dabei, den Lonely Planet (deutsch), den Baedecker und “den Kamphusmann”, Ihren sehr gelungenen personalisierten Reiseführer. Den Baedecker haben wir für weiterführende kulturelle Erkundungen und die Ruinen genutzt, den Lonely Planet für Orientierung in den Städten, aber verlässlichste Quelle, vor allem für den ersten Überblick und die rasch und zielsicher erfolgten Hotelanfahrten, war “der Kamphusmann”.
Ihr Reiseführerbuch ermöglichte entspannte, vorfreudige Vorbereitung, gab Restauranttipps, die Sicherheit vermittelten, auch wenn wir im Verlauf zunehmend auf eigene Faust auswählten und uns Vorschläge des durchweg kundigen und hilfsbereiten Hotelpersonals aufnahmen. Für mich als ehemaligen Backpacker verbanden sich durch Ihre Vorbereitungen sämtliche Vorteile einer organisierten Reise (vorgebuchte Unterkünfte, organisierte Touren und dazu Vorschläge für zusätzliche Aktivitäten) mit den Vorteilen einer Individualreise (selbstbestimmtes Tempo und individuelle Zeitplanung) in idealer Weise. Wir haben (mit einer Ausnahme) sämtliche Stationen wie vorgesehen “abgearbeitet” und auf dieser durchaus nicht unanstrengenden (Urlaubs-) Reise ausschließlich positive, oft sogar erfüllende Erlebnisse gemacht.
Ciudad de Mexico: Das Hotel Catedral liegt wunderbar, bietet zuvorkommenden Service, ein Restaurant und vorzügliches Frühstück. (Zimmer im 5. oder 6. Stock buchen; Drinks auf die Dachterasse kommen lassen!)
Den ersten Tag haben wir verbracht, wie von Ihnen vorgeschlagen, Murales im Palacio del Gobierno, vorher das pittoresk abgesunkene Kloster gegenüber, Templo Mayor, Mittagessen im Sanborn in der Casa de los Azulejos, Bellas Artes, Alameda, zum Sonnenuntergang auf den Torre Latinoamericana (etwas überteuerter Eintritt); zweiter Tag Museo Antropológico und per Metro nach Coyoacán, Wohnhaus Frida Kahlo und sehr schöner, lebendiger und untouristischer Artesanias-Markt; dritter Tag mit der Metro zum Busbahnhof Norte und Bus nach Teotihuacán. Ganz wie von Ihnen vorhergesagt haben wir keinen (persönlichen) Stadtführer gebraucht. Ciudad de Mexico, das ich vor fast 40 Jahren als Backpacker als bedrohlichen Moloch erlebt habe, hat sich von ihrer besten Seite gezeigt – eine prächtige Metropole mit überaus freundlichen Menschen, die sich außerhalb der Hauptstadt noch viel freundlicher, hilfsbereiter und herzlicher gezeigt haben (Ausnahme: Cancún).; vierter Tag Übernahme des Mietwagens und ab nach Oaxaca.
Winziger Kritikpunkt: Ihre exakten verSPRACHlichten Streckenbeschreibungen (“Aus der Hertz-Filiale biegen Sie nach links ab, die zweite rechts bringt sie auf den I-180, dem Sie 200 km bis Oaxaca folgen. Bei der Einfahrt in die Stadt auf der Calle Independencia biegen Sie an der dritten Ampel rechts ab und finden das Hotel Acucenas auf der linken Seite.“ – ich zitiere aus dem Gedächtnis und polemisch verkürzt) verleiten zu dem irreführenden Eindruck, man können nach diesen Angaben navigieren. Wir zumindest haben das nicht geschafft. (Die Hertz-Vermietung hat möglicherweise den Standort gewechselt, auch die Telefonnummer stimmt nicht (mehr)). Wir haben, wie von Ihnen vorgeschlagen, noch vor Übernahme des Mietwagens einen Straßenatlas gekauft, der uns präzise und übersichtlich an unsere Ziele gebracht hat, Navi war nicht nötig (und unsere Töchter, 14 und 16, haben daran Kartenlesen offline gelernt). Die graphischen StreckenabBILDungen in Ihrem Reiseführer waren uns dagegen unerlässlich!
Wie gewünscht stand unsere Reise unter dem Schwerpunkt Kultur und Ruinen, auf die gesamte Zeit gerechnet haben wir (gefühlt) einen Tempel pro Tag geschafft (11 Ruinenstädte in 28 Tagen). In Oaxaca (wundervolles Hotel, wird auch im Baedecker empfohlen) war es Monte Alban (und die Märkte, auch die Frauenkooperative), wie “im Kamphusmann” angeregt. Ein Highlight unbedingt das Museo Rufino Tamayo, das prähispanische Skulpturen als Kunstobjekte würdigt und inszeniert. Bleibt in Erinnerung!
Auf dem Weg nach San Agustinillo haben wir uns ernsthaft verfahren, mehrere Stunden über Bergpässe und schmale Landstraßen, sind schließlich über Puerto Escondido erst um 22 h im Hotel angelangt. Unser Vierer-Cabañas-Apartment: berauschend, auch akkustisch, direkt am Pazifik, eine stilvolle Honeymooner-Anlage inmitten einfachster Unterkünfte für Traveller, zwei Minuten zum Strand, zu Fischrestaurants, Saftbars und Lebensmittelladen – perfekt.
Von Ihrer (überaus angemessenen) Warnung vor der kurvenreichen und langen Strecke aufgescheucht, sind wir noch vor Tagesanbruch in San Agustinillo losgefahren, haben auch den Abstecher nach Juchitán gemacht und sind kurz vor Einbruch der Dunkelheit (dito angemessene Warnung) bei Sima de Cotorras aufgelaufen; das Restaurant hätte für uns wieder geöffnet, die Frauen saßen schon im Feierabend-Modus vor der Küche, wir hatten uns (dito Warnung) Proviant besorgt; einfache Naturburschen-Unterkunft (super!) und exzellentes Frühstück. Die Papageien im Morgengrauen waren ein fast unwirklich schönes Erlebnis, wie aus einer anderen Welt – origineller Zwischenstopp!
12 km Piste (die gerade neu eingeebnet wurde und das auch nötig hatte) waren hart, aber machbar. Bootsausflug beim Cañon del Sumidero wie im Bilderbuch, Krokodile und Pelikane, und die Durchfahrt UNTER dem Weihnachtsbaum-Wasserfall, mit verwehtem Sprühnebel die Felswand herab – ein Bild wie aus AVATAR.
In San Cristóbal de las Casas hatte die Reservierung von Hotelseite nicht geklappt, aber die superfreundliche, kompetente Chefin Doña Guadelupe fand noch ein Plätzchen in ihrem heimelig verschachtelten Hotel. (Den Innenhof des Cafés im Franz Mayer in D.F. haben wir erst am Ende der Reise gesehen; für den Auftakt ganz schön und empfehlenswert; nach vier Wochen Reise hatten wir schönere Innenhöfe (z.B. in unseren Unterkünften!) erlebt.)
Auf der Fahrt nach Palenque haben wir Toniná (erhaben über der Ebene) eingeschoben, herrlich gelegen, dafür haben wir Aguas Azules nicht geschafft (nur aus der Ferne, von der Straße aus). Ruinen von Palenque: beeindruckend; leider haben wir es nie, auch hier nicht, vermocht, VOR der großen Mittagshitze anzukommen – es sollte schließlich auch Urlaub sein …
Yaxchilan und Bonampak waren sehr anstrengend, vor allem für die Töchter: vier Stunden Minibus (pro Strecke!) für anderthalb bzw. eine Stunde Besichtigung; wir fürchteten, wir hätten es übertrieben mit dem Kulturprogramm, zumal uns in Bonampak ein heftiger Wolkenbruch völlig durchnässt hat. Es war grenzwertig, aber mit der Bootsfahrt auf dem Usumacinta, Krokodilen und Herons (Kraniche?) und den Affen in Yaxchilan, war es das wieder wert.
Fahrt nach Campeche: lang aber zutiefst entspannend – wieder gradlinige Straßen auf Yucatan! Das Hotel Castelmar (ein Highlight!) und die Stadt haben uns derart gut gefallen, dass wir Ihren Plan umgeschmissen, Campeche verlängert und dafür Santa Elena um eine Nacht verkürzt haben.
Super-Bungalow in Santa Elena! Uxmal in der größten Hitze; danach der erfrischende erste Cenote (ein Hinweis der Hotelbesitzerin). Kleiner Hinweis: Meine Frau machte noch den Abstecher nach Tikul auf der Suche nach küchentauglicher Keramik (Müslischüsseln) in mexikanischem Stil. Der Ort bietet jedoch nur reine Deko-Töpferwaren und Schuhe en masse (keine anderen Lederwaren)
In Mérida hat uns der Schweizer Alex Rudin direkt mit einem (hervorragenden) Tequila begrüßt; der Typ, seine Kochkünste, das Hotel und die Dachterrasse – ein Highlight. Anstelle der von Ihnen vorgeschlagenen Hazienda-Tour haben wir den Töchtern zuliebe einen Schlunztag (Ausschlafen, Shoppen) eingelegt. Älteste Eisdiele der Stadt (Colon) auf dem Paseo de Montejo – superlecker!
Chichen Itzá in der Mittagshitze auf dem Weg nach Valladolid. Sehr überlaufen, aber wohl ein Muss. Besonders schön fanden wir die Zona Sud mit den Tierreliefs von Schildkröte, Gürteltier, Schneckenmuschel.
Valladolid war ein Augenöffner: lebhaft, übersichtlich, tolle Restaurants – und eine Fiesta mit Prozession, Kirmeß und Travestieshow im Vorort Temozón: voll das Leben der Einheimischen, vor allem der eher schwer arbeitenden Bevölkerung. Tagsüber Ek Balam besucht, wegen der Stuckfiguren; sehr ruhig, sehr majestätisch, vor allem der Blick über die selva rundherum ist unglaublich. Ein grünes Meer und für uns Abschied von den Ruinen. Nachmittags noch zwei weitere Cenotes bebadet.
Fahrt nach Cancún, Rückgabe des Mietwagens (superexakte Wegbeschreibung!), Fähre nach Isla Mujeres. Die Apartment-Unterkunft elements of the island ist sehr angenehm: mitten im Ort, drei Minuten zum Strand, zu allen Restaurants, doch in einer ruhigen Nebenstraße abseits vom Trubel, ein Volltreffer! Abends endlich Salsa tanzen – Fiesta zum 167. Jahrestag der Gemeinde Isa Mujeres – alle Generationen auf den Beinen! Und, in den Artesanías-Geschäften gab es endlich die richtigen Müslischüsseln – signierte Keramik von Werkstätten aus Puebla.
Ein spontan gebuchter Ausflug zu den tiburones ballenas stellte sich als bewegendes Erlebnis heraus; hautnahe Beobachtung der friedlich vorbeiziehenden Riesen.
Rückflug nach D.F. problemlos.
Für den letzten Abend hatten wir uns aufgrund eines Zeitungsartikels (taz, April 2017) Wochen vorher einen Tisch im Quintonil reserviert, Platz 22 der besten Restaurants DER WELT (keine Ahnung, wer diese Liste aufgestellt hat). Ein auch für europäische Verhältnisse teures Restaurant, aber ein unvergessliches Erlebnis. Viel von der mexikanischen Küche in minimalistischer Essenz, die Aromen und typischen Zutaten ganz neu kombiniert. Zwei á-la-carte Gänge für die Töchter, zweimal das Degustations-elf-Gänge-Menü, zwei Margaritas, zwei Gläser Weiß- und eine Flasche Rotwein, macht 8500 pesos; aber jeden einzelnen wert.
Lieber Herr Kamphusmann, jetzt bin ich doch viel zu lang geworden, doch vielleicht ermessen Sie daran unsere Begeisterung über diese wunderschöne, erlebnisreiche und vor allem hervorragend von Ihnen vorbereitete Reise – besten herzlichen Dank dafür, Ihnen und Ihrer Frau.
Ihre
U. B. und P. P.