Barrancas del Cobre (Kupferschluchten) – Zugfahrt mit dem “Chepe” – Creel – Batopilas
Der Nationalpark besteht aus unzähligen Schluchten und verschiedensten Vegetations- und Klimazonen.
Barrancas del Cobre (Kupferschluchten) – Zugfahrt mit dem “Chepe” – Creel – Batopilas
Die “Barrancas del Cobre” umfassen einige der spektakulärsten Landschaften des Landes. Dessen Nationalpark umfasst ein Areal von 150 000 Quadratkilometern mit verschiedensten Vegetations- und Klimazonen, von den kalten und meist kargen Höhen der Sierra Tarahumara bis zu den subtropischen Landschaften am Grunde der Schluchten. Dieser riesige Canyon-Komplex besteht unter anderem aus den Barrancas de Urique, Sinforosa, Batopilas, Candameña, Huápoca und Septentrión. Mit Tiefen zwischen 1520m bis 1879m übertrifft er sogar den Grand Canyon.
Kulturell ist die Region Heimat der indigenen Tarahumara, wie sie in der spanischen Umformung von Rarámuri genannt werden. Rarámuri bedeutet soviel wie Läufer mit leichten Füßen, zu deren Jagdtechniken es gehörte, das gejagte Wild zu Tode zu hetzen. Ihrem Namen machen noch heute viele Ausdauerläufer des Volkes Ehre, indem sie Strecken von z.T. über 100 km ohne Probleme barfuß oder mit Sandalen laufend zurücklegen.
Die Tarahumara gehören zu den wenigen indigenen Gruppen, die sich auch der gewaltsamen Missionierung erfolgreich widersetzten und weitgehend an ihrer traditionellen Lebensweise festhielten. Als zu Beginn des 19.Jahrhunderts die Silbervorkommen von Batopilas abgebaut und die Tarahumara zur Zwangsarbeit verpflichtet werden sollten, entzogen sie sich dieser gewaltsamen Ausbeutung, indem sie sich in die entlegeneren Schluchten der Barrancas zurückzogen. Ab Mitte des 19.Jahrhunderts machten auch immer mehr Mexikaner den Tarahumara ihr Land, das von der Regierung zur Besiedlung und Nutzung freigegeben worden war, streitig. Dennoch leben auch heute, zum Teil in archaisch anmutenden Höhlenwohnungen, viele der geschätzten 60 000 Tarahumara vom Wanderfeldbau auf kargen Böden, ergänzt durch geringe Einkünfte aus dem Verkauf kunsthandwerklicher Produkte an die Touristen entlang der Bahnstrecke des Chepe.
Zugfahrt mit dem “Chepe”
Seit 1961 fährt der “Chepe” täglich auf einer der spektakulärsten Bahnstrecken der Welt von Chihuahua im mexikanischen Hochland nach Los Mochis am Pazifik. Die Fahrt führt durch die majestätische, von riesigen Canyons durchzogene Landschaft der Sierra Tarahumara und ist ein absolutes Muss für alle Eisenbahnfreunde, Landschaftsfotografen, Wanderer und alle Freunde wilder Gebirgslandschaften. Man sollte die Fahrt auf jeden Fall für einen oder mehrere Tage unterbrechen. Geeignete Orte zur Erkundung der Schluchten, Wasserfälle und Flussläufe abseits der Bahnstrecke sind Creel, Cerocahui oder auch Divisadero.
Creel
Der Ort in einer Hochebene der Sierra Tarahumara ist eine der wichtigsten Stationen entlang der legendären Chihuahua al Pacifico Bahnstrecke. Creel ist Ausgangspunkt für Exkursionen in einige der spektakulärsten Landschaften des Schluchtensystems der Kupferschluchten. Bei Spaziergängen und Wanderungen in der Umgebung von Creel passiert man einige indigene Siedlungen. Vom Aussichtspunkt des Cerro Chapultepec am Ortsrand hat man vor allem am frühen Morgen, wenn die Nebel noch der Morgensonne trotzen, einen schönen Blick über Creel.
Seit über 40 Jahren arbeitet in Creel die Mission des 2004 verstorbenen Jesuitenpaters Luis Verplancken. Sie hat neben dem Bau eines Krankenhauses und Schulen auch eine Kooperative für Kunsthandwerk gegründet, das in einem Laden beim Bahnhof authentische Produkte zum Verkauf anbietet.
Creels Umgebung eignet sich hervorragend für Spaziergänge und längere Wanderungen, die man zum Teil auch auf eigene Faust, ohne sich einer Tour anschließen zu müssen, unternehmen kann. Alternativ besteht auch die Möglichkeit, hoch zu Pferd oder per Mountainbike zu Zielen der Umgebung zu gelangen.
Eine der leichtesten und kürzesten Wanderungen führt zum Complejo Ecoturístico Arareko und zum gleichnamigen See. Man durchquert landwirtschaftlich genutztes Land, durchsetzt mit felsigen Abschnitten und (zum teil bewohnten) Höhlen, bis man die kleine Gemeinde San Ignacio mit ihrer bescheidenen, über 400 Jahre alten Missionskirche erreicht. Zum Ararekosee gelangt man schließlich nach insgesamt 7km. Da er auch an die Straße nach Cusarare grenzt, kann man eine Strecke auch mit dem Taxi zurücklegen.
Nahe Cusarare (22km südöstlich von Creel) befindet sich der gleichnamige, 30m hohe Wasserfall.
Das Tal der Mönche (Valle de los Monjes), 9km von Creel entfernt, ist ein beliebtes Ziel ganztägiger Reittouren, die verschiedene Veranstalter in Creel anbieten. Besonders zu empfehlen ist eine Tour zu den heißen Quellen von Rekowata, die gut 22km von Creel entfernt liegen und dessen Wasserversorgung garantieren. Mehrere Veranstalter bieten diese Tour an, Sportliche schaffen es aber auch per Mountainbike. Das kristallklare Wasser in mehreren gefassten Becken hat 37°C und garantiert ein wohltuendes Badeerlebnis.
Ziel einer weiteren Tagestour ab Creel ist der Wasserfall von Basaseachi, dessen 246 Meter ihn zu Mexikos höchstem machen. Spektakulär ist der Anblick aber nur in den niederschlagsreichen Zeiten des Jahres, und man benötigt alleine sechs Stunden Fahrzeit (hin & zurück). Zu empfehlen (zumindest für Schwindelfreie und Adrenalin-Junkies) ist ein Ausflug nach Divisadero, wo nahe der Bahnstation, beim Aussichtspunkt des “Piedra Volada” (“fliegender Stein”) ein großer Abenteuerpark entstanden ist. Zum Parque de Aventura Barrancas gehört neben einer modernen Seilbahn der österreichischen Firma Doppelmayr auch ein “Tirolesa” genanntes Seil- und Hängebrückensystem, das mutige die Schluchten in imposanter Höhe überqueren lässt.
Batopilas
Der Weg nach Batopilas führt von Creel zunächst auf asphaltierter Straße bis Guachochi. In Samachique, ca. 70km von Creel entfernt, zweigt die Schotterstraße nach Batopilas ab. Nach Kirare geht es dann hinunter in den 1800 Meter tiefen Canyon. Dem gleichnamigen Flusslauf folgend erreicht man nach weiteren 55 km Batopilas. Zwar hatten spanische Voraustruppen, so genannte Adelantados, bereits 1632 Silber im Fluss gefunden, doch erst im frühen 18.Jahrhundert wurden die Minen von Batopilas entdeckt. Jesuitenmissionare folgten den Silberschürfern und gründeten 1745 die Kirche Nuestra Senora de Loreto in Yoquivo, heute eine kleine Holzfällergemeinde 12 km nordöstlich von Batopilas. Weitaus weniger ist von der Missionskirche San Miguel de Satevo bekannt, die vermutlich zwischen 1760 und 1764 erbaut wurde, und heute scheinbar aus dem Nichts auftaucht, da es keine nennenswerte Siedlung mehr gibt, die einen derartig aufwändigen, großen Kirchenbau rechtfertigen könnte. Die Missionskirche von Satevo ist aus gebrannten Ziegeln errichtet und nur teilweise mit einem Gipsputz versehen. Die Strecke von Batopilas nach Satevo (ca. 7 km nach Süden) lässt sich leicht zu Fuß bewältigen.
Nach dem mexikanischen Unabhängigkeitskrieg lag die Minenindustrie in Batopilas für gut zwanzig Jahre brach. Unter den US-Amerikanern, die in den 1860er Jahren nach Batopilas kamen, war Alexander „Boss“ Shepherd, letzter Gouverneur von Washington DC, der bemerkenserteste. Viele der heutigen Gebäude und Einrichtungen der Gemeinde gehen auf seine Wirken zurück. Die Ruinen seines ehemaligen Wohnsitzes werden Shepherd’s Hacienda genannt.
Batopilas und der umgebende Canyongrund liegen nur 500-600m über dem Meeresspiegel. Dies führt in den Wintermonaten zu dem kuriosen Phänomen, dass, während die Gipfel der Sierra mit Schnee bedeckt sind, in Batopilas tropische Früchte und Pflanzen wie Orangen, Mangos, Papayas und Avocados sowie Plamen, Flamboyants, Bougainvilleas und Ceibabäume gedeihen. Entlang des Río Batopilas gibt es zahlreiche Campingmöglichkeiten und Badeplätze. Besonders interessant ist die La Bufa Brücke. Sie markiert einen der tiefsten Punkte des Canyons. Nahe Piedra Redonda ergießt sich eine Reihe größerer Wasserfälle des Río San Fernando in den Plátano Canyon. Der höchste von ihnen stürzt über 100m in die Tiefe.