Antigua

Geschichte und Gesicht einer der schönsten Kolonialstädte der Amerikas wurden von drei Faktoren geprägt: Von Vulkanen, Erdbeben und der katholischen Kirche.

La Antigua Guatemala wurde 1543 als “La muy noble ciudad de Santiago de los Caballeros” gegründet. Mit der Stadtplanung wurde der italienische Baumeister Juan Batista Antonelli beauftragt, der auch die Befestigungsanlagen von Cartagena, Havanna und San Juan in Puerto Rico errichtet hatte.
In Antigua schuf er eines der ersten Beispiele für die strenge Schachbrettgeometrie der meisten spanischen Kolonialstädte. An den Seiten der quadratischen Plaza Mayor repräsentierten Kathedrale, Rathaus und Palast der Generalobersten (Palacio de los Capitanes) die religiöse, zivile und militärische Macht der Kolonialherren.
Den einstigen Reichtum der Stadt dokumentieren noch heute mehr als 35 prachtvolle Kirchen- und Klosterbauten. Auch wenn die meisten von ihnen seit dem verheerenden Erdbeben von 1773 in Ruinen liegen, hat diese Ästhetik des Verfalls einen besonderen Reiz.
Prominentestes Opfer des Bebens, das die Kolonialregierung dazu bewog, die Hauptstadt in das heutige Guatemala Stadt zu verlagern, war die mächtige Catedral de Santiago, hinter deren Fassade nur noch die Fundamente und Teile der Gewölbebögen in den Himmel ragen. 68 Kuppeln und 17 Seitenkapellen hatte die Kathedrale, deren Bau 100 Jahre gedauert hat, einst.
Besonders reizvoll ist ihr Anblick bei ihrer nächtlichen Illumination. Um die Mittagszeit hingegen beeindruckt die Kirche Nuestra Señora de la Merced, wenn deren ornamentreiche, gelb-weiße Fassade im Sonnenlicht leuchtet. Den Innenhof des angeschlossenen ehemaligen Klosters dominiert der große, zentrale Brunnen mit einem Durchmesser von 24 Metern.
Als Wahrzeichen Antiguas gilt der gelbe Arco de Santa Catalina, einziges Überbleibsel des gleichnamigen Klosters, das sich zu beiden Seiten der fünften Avenida erstreckte und es den Ordensschwestern gestattete, die Straße ungesehen zu überqueren.
Ein ungewöhnliches Kloster war der Convento de las Capuchinas, dessen teils restaurierte, teils verfallenen Überreste einen Besuch lohnen. So war die Zahl der hier lebenden Nonnen auf maximal 28 begrenzt, bei Eintritt musste keine sonst übliche Mitgift gezahlt werden und die Schwestern lebten ihn völliger Isolation. Bemerkenswert sind die konzentrisch um einen runden Innenhof angeordneten Zellen.
Einer der schönsten Plätze Antiguas ist der Palmen bestandene Parque de la Unión mit seinem noch immer genutzten öffentlichen Waschplatz “Tanque de la Unión”. Die Kirche San Francisco schließlich beherbergt das Grab des bis heute verehrten und 2002 heiliggesprochenen Hermano Pedro de San José de Betancur, der Mitte des 17.Jahrhunderts in Antigua wirkte und u.a. ein Krankenhaus für Arme errichtete.
Unter Antiguas Säkularbauten besticht neben dem Palacio de los Capitanes mit seinen später vorgesetzten Doppelarkaden die aus dem 17.Jahrhundert stammende Casa Popenoe durch ihre detailgetreue Restaurierung und ihren gepflegten Garten.
Auch in der Umgebung Antiguas gibt es mehrere lohnende Ziele.
Der Musik der Maya ist die zum Kulturzentrum Azotea gehörende Casa K’ojom gewidmet, in der Musikinstrumente nicht nur ausgestellt, sondern auch vorgeführt werden.
Im Stadtteil San Felipe ist ein Besuch der Finca Filadelfia zu empfehlen, deren Besichtigung die Verkostung des hier angebauten “shade grown” Hochland-Kaffees einschließt.
Die Besteigung des aktiven Vulkans Pacaya stellt keine technischen Anforderungen. Lediglich der letzte Teil des Anstiegs auf losem Lavasand ist anstrengend. Dafür ist der Abstieg, notfalls auf dem Hosenboden rutschend, umso leichter. Zuvor bieten sich schöne Weitblicke und Blicke auf die rotglühende Lava eines aktiven Vulkankraters.