Panama City
Die kosmopolitische Bankenmetropole am Kanal ist eine der ältesten Städte des Kontinents.
Die erste Stadtgründung am Isthmus erfolgte durch Pedro Arias Dávila am 15. August 1519. Panama Viejo oder Panama La Vieja, wie sie heute genannt wird, fiel bereits 1671 der Gier des Piraten Henry Morgan zum Opfer, der sie nach der Plünderung niederbrennen ließ. Die Ruinen der einstigen “Königin des Pazifik” liegen 8 km östlich des heutigen Zentrums.
Das zweite, koloniale Panama wurde 1673 gegründet und besteht aus Gebäuden und Kirchen, deren Baustil neben spanischen und italienischen Akzenten überwiegend französisch geprägt ist. Nicht ohne Grund erinnert das heutige “Casco Viejo” vielerorts an das “French Quarter” in New Orleans. Das bauliche Ensemble dieses alten Viertels rund um die Plaza de Francia gehört zum UNESCO Weltkulturerbe. Seine wichtigsten Bauten sind das ehemalige Kloster Santo Domingo mit seinem berühmten flachen Bogen, dem “Arco Chato”, die Kathedrale der Stadt, die ehemaligen Verließe des spanischen Gefängnisses – “Las Bóvedas”, das Nationaltheater, der Garzas-Palast, heute Präsidentenpalast, die Kirche San José mit ihrem goldenen Barockaltar sowie weitere Kirchen und Museen. Während viele historische Gebäude restauriert und zu Luxusimmobilien saniert werden, und an vielen Ecken teure Restaurants, Kneipen und Bars aus dem Boden schießen, scheinen ganze Straßenzüge des Casco Viejos im Zustand des Zerfalls zu verharren und gelten selbst am Tage für Besucher als ‘no go area’.
Das dritte, moderne Panama schließlich ist eine lebendige und in manchen Teilen auch chaotische Großstadt mit einer dominanten Skyline, aus der stetig neue Stahlgerippe unfertiger Wolkenkratzer aufragen. In den Straßenschluchten zwischen den Palästen internationaler Banken und Versicherungen reihen sich zahllose Geschäfte von internationaler Designermode bis Unterhaltungselektronik oder chinesischen Billigimporten. Restaurants aller Stilrichtungen und Preisklassen, Casinos und Nachtclubs ergänzen das Bild in Panamas City.
Die Bevölkerung der mit weniger als einer Million Einwohner überraschend kleinen Metropole ist ebenso kosmopolitisch zusammengesetzt: Traditionell gekleidete Indígenas, die oft kunstvolle Textil- und Flechtarbeiten anbieten, sind auf den Straßen der Hauptstadt ein ebenso alltäglicher Anblick wie Chinesen, orthodoxe Juden oder Afropanamaer. Hinzu kommen Europäer und US-Amerikaner im traditionellen Business-Outfit. Die US-Amerikaner hatten in der von ihnen kontrollierten Kanalzone eine Stadt in der Stadt geschaffen. In Balboa, dem Stadtteil am Südende des Kanals, prägen noch heute die Verwaltungsgebäude, Wohnsiedlungen samt Geschäften, Casinos und ehemaligem Yachtclub das Bild. Hier liegt auch Panamas nationaler Flughafen Marcos A. Gelabert, auf dem Gelände der früheren Albrook Air Base. Hier starten und landen Inlandsflüge, z.B. von und nach David, den Bocas del Toro oder der Kuna Yala (Guna Yala) Provinz. Entlang des Amador Causeways oder Calzada de Amador, der zum Fort Amador führenden Promenade, entstehen zunehmend Shopping Malls nach us-amerikanischem Vorbild, Restaurants und Cafés. Abends ist die Straße eine beliebte Flaniermeile mit Blick auf das Lichtermeer Panama Citys. Frank O. Gehrys kunterbuntes Museo de la Biodiversidad, das der Artenvielfalt auf Panamas Landbrücke gewidmet ist und den Beinamen “Puente de Vida” – Brücke des Lebens – trägt, ist der neue Blickfang der Calzada Amador, auch wenn Teile der Ausstellung noch immer nicht fertiggestellt sind.
Der größte Platz des historischen Viertels ist auch als Parque Catedral oder Plaza de la Independencia bekannt. Ihn umgeben u.a. die Kathedrale, der Palacio Municipal, das sehenswerte Kanalmuseum sowie die Ruinen der Jesuitenkirche Compania de Jesus. Hier erklärte am 3. November 1903 Panama seine Unabhängigkeit von Kolumbien. Der Platz an der Südspitze der Casco Viejo Halbinsel ist den gescheiterten französischen Kanalbauern um Ferdinand De Lesseps gewidmet. Um den zentralen Obelisk reihen sich Gedenkplaketten für die 22000 toten Arbeiter, überwiegend aus Frankreich, Guadeloupe und Martinique, die vor allem der Malaria und dem Gelbfieber zum Opfer fielen. Eine der Plaketten erinnert an den kubanischen Arzt Carlos J. Finlay, der entdeckte, dass Moskitos als Überträger des Gelbfiebers wirken und so die Grundlagen für die Ausrottung der Krankheit in der Kanalzone legte. An der Plaza de Francia befindet sich auch die französische Botschaft, das Instituto Nacional de Cultura und die Verliese der Bóvedas. Die Iglesia de San José (Calle A, Casco Viejo) birgt in ihrem Inneren den berühmten Barockaltar “Altar de Oro”, das einzige wertvolle Kunstwerk, das Henry Morgans Attacke auf Panamá Viejo überstand, weil der Legende nach ein Priester sein Gold mit schwarzer Farbe überstrich und den Piraten davon überzeugte, dass ein anderer schneller gewesen ist und den Altar bereits gestohlen hat. Der Palacio de las Garzas (das ehemalige Zollgebäude) wurde 1922 erstmals restauriert, um als Amtssitz des Präsidenten zu dienen. Seinen Namen als ‘Palast der Reiher’ verdankt das Gebäude den Vögeln, die in seiner Eingangslobby leben. Der Parque Bolívar (Calle 3a Este, Casco Viejo) wird vom Denkmal des bedeutendsten Freiheitshelden Südamerikas dominiert. Das Museo del Canal Interoceánico ist hochinteressant, setzt im Detail jedoch gewisse Spanischkenntnisse voraus, es sei denn, man mietet einen englischsprachigen “audioguia”. Der Club de Clases y Tropas (Calle 1a Oeste, Casco Viejo), einst bevorzugter Aufenthaltsort des Manuel Noriega und der panamaischen Elite, wurde im Rahmen der us-amerikanischen Invasion 1989 fast völlig zerbombt und ist heute nur noch ein Betonskelett. Der selektiv aufgetragene Farbanstrich geht auf Dreharbeiten zum Film “Der Schneider von Panama” im Jahr 2000 zurück.
Zu den Sehenswürdigkeiten außerhalb des Casco Viejo gehört das Museo Afro-Antilleano (Ecke Av Justo Arosemena & Calle 24 Este, Calidonia) in der ehemaligne Christian Mission Church und widmet sich den schwarzen Einwanderern von den Antillen, die am Eisenbahnbau und am Kanal arbeiteten. Das Museo Antropológico Reina Torres de Araúz (Av. Ascanio Villalaz, am Eingang zum Parque Natural Metropolitano) beherbergt u.a. Panamas wichtigste Sammlung präkolumbianischer Artefakte. Im privat finanzierten Museo de Arte Contemporáneo (Avenida de los Mártires/ Calle San Blas, Ancón) findet man eine beeindruckende Sammlung lateinamerikanischer Gegenwartskunst. Der Parque Natural Metropolitano (Av Juan Pablo II, Curundú) ist ein 256 Hektar großes Naturschutzgebiet am Nordrand der Innenstadt und schützt einen der letzten tropischen Trockenwälder und die in ihm beheimatete Flora und Fauna. Seine vier Wege lassen sich zu einer Runde verbinden.