Azuero Halbinsel

Die Azuero Halbinsel gilt innerhalb des Landes als das ‘echte’, ursprüngliche Panama, das im Unterschied zur amerikanisierten Kanalzone die traditionell-ländliche, spanisch geprägte Lebensweise bewahrt hat.

Hier leben die Menschen überwiegend von der Landwirtschaft, auch wenn der Tourismus seit einigen Jahren eine zusätzliche Einnahmequelle bietet. Eine international bekannte Attraktion, die alljährlich Tausende von Besuchern aus dem Ausland anzieht, ist der Karneval von Las Tablas, der mit den lebendigsten und prächtigsten Umzügen und Feiern in Mittelamerika aufwartet. Im Rahmen der Fahrt von Panama City zur Halbinsel sollte man einen Stopp in Natá einlegen. Der kleine Ort ist die älteste Siedlung an der amerikanischen Pazifikküste und wurde 1522 nach hundert berittenen spanischen Soldaten, die sich mit den Gefolgsleuten des indigenen Kaziken Anatá eine Schlacht lieferten, als Natá de los Caballeros gegründet. Hier steht am südöstlichen Ortsrand mit der Basílica Santiago Apóstol die älteste Kirche des amerikanischen Festlands. Ihre hölzernen Heiligenfiguren im Innern wurden mit Mitteln des Kulturprogramms der deutschen Botschaft restauriert. Nur wenig jünger als Nata ist das zehn Kilometer nördlich von Chitré gelegene Parita, dessen kolonialer Ortskern über die Jahrhunderte erhalten geblieben ist. Dass die Einwohner Paritas stolz auf diese architektonische Erbe sind, lässt sich an den gepflegten Straßen und den Wand an Wand gebauten Häusern mit ihren roten Ziegeldächern ablesen. Eine nationale Berühmtheit ist der Maskenmacher Darío López, dessen teuflische Tanzmasken alljährlich bei den Fronleichnam-Feierlichkeiten im nahegelegenen Villa de los Santos getragen werden. Auch das beschauliche Chitré, Hauptstadt der Provinz Herrera, und neben Las Tablas zweitgrößte Stadt der Azuero-Halbinsel, lohnt eine kurze Pause und seine aus der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts stammende Kirche San Juan Bautista sowie das örtliche Museo Herrera einen Besuch. Dessen Exponate reichen von prähispanischen Funden über die Geschichte des regionalen Kunsthandwerks bis in die jüngere Vergangenheit der Provinz. Las Tablas hingegen kann man außerhalb der Karnevalssaison getrost links liegen lassen, bietet die Kleinstadt doch diesseits der närrischen Tage wenig Interessantes.

Die Playa Venao an der Südküste der Azuero Halbinsel bildet eine weite, 3 km lange Bucht, deren Wellen sie zum bekanntesten Surfrevier des Landes gemacht haben. Strandurlauber haben die Halbmondbucht erst in den letzten Jahren entdeckt, gemeinsam mit den Immobilienmaklern und ausländischen Investoren, die hier trotz fehlender Studien zur Umweltverträglichkeit und Protesten der angrenzenden Gemeinden ein Großprojekt aus Resorthotel und Ferienhäusern planen. Auf der anderen Seite bemühen sich Umweltaktivisten und engagierte Bürger um eine Wiederaufforstung des durch jahrhundertelange Weidewirtschaft vernichteten tropischen Trockenwaldes, eines der sensibelsten und am stärksten bedrohten Ökosysteme der Welt.
Trotz dieser Bedrohungen liegt die Playa Venao noch immer abseits der touristischen Trampelpfade. Eine größere Auswahl an Restaurants, Banken, Einkaufsmöglichlichkeiten und selbst zuverlässige Telefonverbindungen gibt es erst wieder im knapp 40km entfernten Pedasí. An Feiertagen und den Wochenenden der Trockenzeit steht an diesem Strandabschnitt meist eine kleine Zeltstadt der Surfer. Einen weiteren geschützten Badestrand stellt La Playita dar, östlich der Playa Venao und dem Forschungslabor Laboratorio Achotines gelegen, das sich dem Reproduktionskreislauf des Gelbflossen-Thunfischs verschrieben hat. Wenige Kilometer westlich der Playa Venao liegen in Cañas Boote, die Besucher zur vorgelagerten Isla de Cañas und dem dortigen Schildkrötenschutzgebiet bringen.

Den schönsten Strand der Azuero Halbinsel hat die vor Pedasí gelegene Isla Iguana aufzuweisen. Dank des dortigen Korallenriffs, das auch ein gutes Schnorchelrevier abgibt, besteht er aus Korallensand und ist nahezu weiß. Touren zur unter Naturschutz stehenden Insel beginnen in Pedasí. Die Kleinstadt steht im Ruf, eines der charmantesten Städtchen Panamas zu sein. Seit einigen Jahren erlebt Pedasí einen wahren Boom, der durch die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise nur vorübergehend gebremst worden ist. Ob Pedasís entspannte, freundliche Atmosphäre diesem Ansturm gewachsen sein wird, bleibt abzuwarten. So hat eine in Los Angeles ansässige Maklerfirma Grundstücke in der Umgebung Pedasís gekauft und begonnen, den Ort in Hollywood zu vermarkten. Will man den Gerüchten glauben, gehören Stars wie Mick Jagger, Bruce Willis, Tom Cruise, Mel Gibson und Eddie Murphy zu denen, die bereits investiert haben.

Die Azuero Halbinsel ist die Wiege der spanisch geprägten “Mestizo”-Kultur und deren ausgeprägten folkloristischen Traditionen. Da sich die Mehrheit der Panamaer den Mestizos zurechnet, werden diese Traditionen als panamaische Nationalkultur wahrgenommen. Zu deren zentralen Elementen zählen:
Die Pollera, die weibliche Nationaltracht, wird in oft monatelanger Handarbeit aufwändig, meist rot und blau bestickt und zu offiziellen Anlässen mit wertvollem Schmuck getragen. Alljährlich im Juli findet in Las Tablas das Festival de la Pollera statt.
Der Sombrero Pintao ist der eigentliche Panamahut. Der dicht geflochtene Strohhut verdankt seinen Namen als ‘gemalter’ Hut den eingeflochtenen Mustern aus dunklerem Material. Viele Männer auf der Azuero Halbinsel tragen ihn im Alltag zu jeder Gelegenheit, ist er in der tropischen Sonne doch ebenso praktisch wie die Pollera extravagant.
Die Música Folclórica gibt zu fast allen Feiern und Volkstänzen den Rhythmus vor. Die kleinen Bands bestehen aus einem Akkordeon, zwei verschiedenen Trommeln und  einer churuca — eine ausgehöhlte Kalebasse, die mit einer Metallgabel geschlagen wird. Andere Formen der Völksmusik sind die Mejorana, die auf der fünfsaitigen Mejoranera-Gitarre gespielt wird, und der auf afrikanische Traditionen zurückgehende Tamborito, eine Trommel basierte Musik mit Ruf (des Vorsängers) und Antwort (des Chors).
Die Máscaras stellen u.a. ein wesentliches Element der Karnevals- und Himmelfahrts-Feierlichkeiten dar. Vor allem die beinahe chinesisch anmutenden, aber auf Traditionen des peruanischen Hochlandes zurückgehenden Teufelsmasken der Diablitos sind für ihre Farbenpracht und wilden Tänze berühmt.