Mayastädte des Petén
Uaxactún, El Ceibal, Yaxhá & Topoxté, Aguateca
Die nur teilweise freigelegten Ruinen von Uaxactún, ca. 20 km nördlich von Tikal gelegen, verdanken ihren Namen ‘uaxac’ (acht) und ‘tun’ (Stein) ihrem Wiederentdecker Morley, der hier eine Stele fand, deren Inschrift ein Datum des 8. Baktún des Mayakalenders verzeichnete und damit das älteste damals bekannte Datum der Mayachronologie darstellte.
Jüngere Forschungen haben indes Belege dafür gefunden, dass der ursprüngliche Name der Stadt “Sian Ka’an” (wo der Himmel geboren wird) war.
Uaxactún gehört neben El Mirador und Nakbé zu den sowohl ältesten als auch am längsten durchgehend besiedelten Mayastädten überhaupt. Seine Siedlungsgeschichte wird in drei Phasen unterteilt: Die erste begann um ca. 1000 v. Chr. und dauerte bis ca. 100 n.Chr. (Holzhütten ohne Fundament), die zweite endete gegen Ende des 3. nachchristllichen Jahrhunderts. Ihr folgte die klassische Phase (280 bis 890 n. Chr.). Mit dem Jahr 890 endete die Bautätigkeit in Uaxactún.
Als bekannteste Gebäudestruktur gilt der Tempel-Komplex in Gruppe E, der vermutlich als Observatorium, oder zumindest als Kalender-Marker diente. Hier wurden bereits am Ende der Frühklassik (ca. 200 n. Chr.) drei Tempel gegenüber einer Plattform so angeordnet, dass die Sonnenaufgänge an markanten Quartalsereignissen des Jahres (Sonnenwenden und Tag-Nacht-Gleichen) über die Gebäude gepeilt beobachtet werden konnten. Berühmt ist Uaxactún daher auch für die hier geleistete Verfeinerungsarbeit des Maya-Kalenders, die Verbesserung des Schriftsystems und für die hohe Qualität seiner polychromen Keramik, die in der Maya-Welt ihresgleichen sucht.
El Ceibal, auch Seibal genannt, wurde erstmals während der mittleren Präklassik (ca. 800 v. Chr.) besiedelt. Bis zur Zeit um Christi Geburt wuchs es an Größe und Bevölkerung, um dann eine lange Phase des Niedergangs zu erleben und schließlich im Laufe des 6. nachchristlichen Jahrhunderts aufgegeben zu werden.
Nach einer Phase der Wiederbesiedlung wurde Ceibal 735 n. Chr. von Herrscher 3 aus Dos Pilas, der einen Krieg in der Petexbatún-Region anzettelte, erobert und nach der Gefangennahme von Ceibals Herrscher Yich’ak Balam für die kommenden 60 Jahre fremdbeherrscht.
Um 830 n. Chr. fielen die Putún oder Chontal Maya-Tolteken von der Golfküste in Ceibal ein, was für die kommenden hundert Jahre zu einem enormen Bevölkerungswachstum bis zu einer Einwohnerzahl von geschätzt zehntausend Menschen führte.
Erst im Jahr 930 n. Chr. wurde Ceibal endgültig aufgegeben. Die letzte gefundene Stele datiert aus dem Jahr 899.
Stärker als die Gebäude der 1890 wiederentdeckten Stadt beeindrucken die kunstvollen, aus hochwertigem Kalkstein geschnittenen Stelen, die zu den schönsten des Petén gehören.
Auch die in Ceibal gefundene Keramik sowie frühe Jadeobjekte (ca. 1000 v.Chr.), die deutlichen Olmeken-Einfluss aufweisen, gelten als älteste zivilisatorische Hinweise in der gesamten Petén-Region.
Ceibal liegt über dem linken Ufer des Río de las Pasión, rund 12 km von Sayaxché entfernt. Bereits die Anfahrt per Boot vom Anleger am Nordufer des Flusses ist ein Erlebnis.
Yaxhá gehört gemeinsam mit Nakum und Naranjo zum so genannten kulturellen Dreieck (Triangulo Cultural) im Nordosten des Petén, nahe der Grenze zu Belize.
Diese Region des Petén war während der klassischen Periode der Mayakultur (ca. 250 – 600 n. Chr.) die am dichtesten besiedelte.
Yaxhá ist Guatemalas drittgrösste Mayastadt, nur übertroffen von dem tief im Dschungel verborgenen El Mirador und Tikal. Yaxhá besitzt als einzige Mayastadt neben Tikal Zwillingspyramiden, was manche Forscher veranlasst hat zu spekulieren, dass dies auf eine ähnliche Herrschaftsstruktur zurückzuführen sei.
Yaxhás Zeremonialzentrum liegt 168 m über dem Nordufer der gleichnamigen Lagune, deren grünblaues Wasser die Maya yaxa’ nannten. Der vor allem durch seine Arbeit in Copán berühmt gewordene Mayaforscher David Stuart war der erste, der vorschlug, die Emblemglyphe der Stadt als ‘Yax-ha’ zu lesen und darin den Nachweis sah, dass der Name der Stadt dieser von den Bewohnern selbst verliehen worden war.
Anders als in den meisten anderen Mayastädten widerstand Yaxhás politische Elite dem rapiden Kollaps, der um 800 n.Chr. einsetzte. Vielmehr gab es gerade in diesem Zeitraum eine verstärkte Bautätigkeit sowie Hinweise darauf, dass Yaxhá Flüchtlinge aus anderen zusammenbrechenden Mayastädten aufnahm.
Zu den wichtigsten baulichen Komplexen im weitläufigen Areal Yaxhás zählen: Der Palast der Herrscherfamilie, die Nordakropolis, der Astronomische Komplex, zwei Ballspielplätze, die Ostakropolis, der Maler-Komplex und schließlich der Zwillingspyramidenkomplex. Sie alle sind durch ein System von gepflasterten und einst mit Stuck überzogenen heiligen Straßen, so genannten Sacbeob, verbunden.
Die Ost-Akropolis der Stadt überragt eine künstliche Plattform von quadratischem Grundriss über extrem steilen Böschungen. Sie markiert den höchstgelegenen Punkt des einstigen Stadtgebietes. Ihr rechteckiger Platz ist an allen vier Seiten von massiven Bauwerken umgeben, darunter zwei Palastbauten mit Überresten von Gewölberäumen.
Bauwerk 216 ist eine hohe, neunstufige Pyramide mit einem Tempel auf der obersten Plattform. Sie liegt auf der Mittelachse der Akropolis-Ostseite. Von ihrer Spitze hat man beeindruckende Weitblicke über den See und die Baumkronen des Umlands.
Das auf drei kleinen, heute unbewohnten Inseln in der Laguna Yaxhá gelegene Topoxté nimmt unter den Mayastädten des Petén eine Sonderstellung ein. Als Hauptstadt der aus Yucatán in den Petén gekommenen Ko`woj-Maya gilt Topoxté als bedeutendstes Zentrum der späten Postklassik (ca. 1250 –1697) in der Region, auch wenn Siedlungsspuren bis in die Zeit der Präklassik zurückreichen.
Man geht davon aus, dass Canté als Wohnquartier für einfache Leute diente, während auf Paxté und vor allem auf Topoxté die Adelskaste lebte und hier auch die Zeremonialbauten errichtet wurden. Diese stehen am höchsten Punkte der Insel und sind geprägt von breiten Säulenhallen wie man sie aus dem Norden Yucatáns kennt.
Als bestes Beispiel des postklassischen Baustils gilt das Gebäude C an der Ostseite der Hauptplaza. Bei ihm handelt es sich um eine Stufenpyramide mit drei Plattformen, zu der eine steile Treppe führt. Auf der dritten Plattform erhebt sich ein weiteres Fundament, das den ehemaligen Tempelbau trägt, zu dem ebenfalls eine Treppe führt.
Die zentrale Plaza der Stätte ist an drei Seiten von postklassischen Tempeln bestanden, die charakteristische Merkmale wie senkrechte Wände, Säulen und flache Steindecken aufweisen, wie sie auch in Mayapán zu finden sind.
Der Besuch Aguatecas ist eine beeindruckende Mischung aus Natur- und Kulturerlebnis, auch wenn die Stätte keine monumentalen Gebäude aufweist.
Stattdessen zeugen ihre Überreste von massiven Befestigungsanlagen, die einmalig innerhalb der Mundo Maya sind. Ihr Kernstück ist eine natürliche, ehemals palisadenbewehrte Felsmauer.
Gemeinsam mit seiner Schwesterstadt Dos Pilas steht Aguateca für die “Sternenkriege” genannte Phase eskalierender Konflikte gegen Ende der Maya-Spätklassik, in deren Verlauf Nachbarstädte überfallen und unterworfen wurden.
Anders als bei vorherigen Konflikten erfassten diese Kriege die gesamte Bevölkerung und führten schließlich zum Untergang der Maya des Petén.
Um 830 n. Chr. zwangen feindliche Angriffe die Herrscherfamilie um Tan Te’ K’inich zur Flucht aus Dos Pilas nach Aguateca.
Trotz seiner massiven Wehranlagen wurde letztlich aber auch Aguateca gestürmt und seine Gebäude niedergebrannt. Die Angreifer verließen die Stadt ebenso schnell wie sie gekommen waren, ohne einen Hinweis auf ihre Identität zu hinterlassen. Die Herrscherfamilie hatte Aguateca bereits vor dem Angriff verlassen und nur in einem versiegelten Raum einige Zeremonialgegenstände – in der Hoffnung auf eine Rückkehr? – hinterlassen. Diese gefundenen Ritualgegenstände, vor allem Jade, Keramik und Obsidian, gaben u.a. wertvolle Hinweise darauf, dass die Adelskaste von Aguateca aktiv an der Weiterentwicklung des Töpferhandwerks beteiligt war.