Lima
Perus Hauptstadt steht bei Reisenden wie viele Metropolen der so genannten Dritten Welt im Ruf eines Häuser- und Asphaltdschungels, den man als notwendigen Stopp im Rahmen der Reiseroute in Kauf nehmen muss.
Dennoch weist das politische und kulturelle Machtzentrum des Landes einige Attribute auf, die man an anderen Orten des Landes vergeblich sucht. So genießt Lima heute den Status als kulinarische Hauptstadt Lateinamerikas, während die Bauten des historischen Zentrums und einige hervorragende Museen das kulturelle Erbe des spanischen Kolonialreiches in Südamerika bewahren.
Zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten, die auch bei Kurzbesuchen zum Pflichtprogramm gehören, zählen rings um die Plaza Mayor als schönstem Platz der Hauptstadt die Kathedrale, in deren erster Seitenkapelle der Stadtgründer Pizarro bestattet ist, der 1924 rekonstruierte Palacio de Arzobispo sowie der Palacio de Gobierno, der an der selben Stelle wie einst Pizarros Palast steht. Täglich (außer sonntags) um 12 Uhr mittags findet hier eine farbenprächtig-pompöse Wachablösung statt. Unter Limas Sakralbauten gilt die Iglesia de San Francisco als Musterbeispiel des Lima Barock. Ihre Krypta und unterirdischen Tunnel waren einst der erste Friedhof der Hauptstadt, wovon die hier bestatteten und zu geometrischen Mustern aufgetürmten Gebeine von geschätzt 75000 Menschen zeugen. Unter Limas Museen ist das private Museo Arqueológico Rafael Larco Herrera, kurz Museo Larco genannt, besonders zu empfehlen. Der Gründer und Archäologe Herrera hat in einem Kolonialgebäude im Stadtviertel Pueblo Libre mehr als 45000 Artefakte zur weltweit größten privaten Sammlung präkolumbianischer Kunst zusammengetragen. Eine Kuriosität innerhalb der Sammlung sind die erotischen Mochica-Keramiken. Ein weiteres ungewöhnliches Museum stellt das Museo de la Inquisición y del Congreso im Gebäude des Kongresses dar. Im Rahmen einer einstündigen Führung werden hier unter anderem makabre Wachsfiguren in nachgestellten Folterszenen gezeigt. Unter den kolonialen Stadtpalästen nimmt die Casa de Aliaga eine herausragende Stellung ein. Das Haus des Jerónimo de Aliaga, einer der 13 Gefolgsleute Pizarros, ist bis heute im Familienbesitz, bis ins Detail im Kolonialstil ausgestattet und kann im Rahmen geführter Touren besichtigt werden.
Ein zumindest an klaren Tagen beliebter Aussichtspunkt ist der von weitem an seinem Gipfelkreuz (eine Replika des einst von Pizarro an selber Stelle errichteten) erkennbare Cerro de San Cristóbal, von dessen Gipfel man das Häusermeer Limas bis zu den am Pazifik gelegenen Stadtvierteln Miraflores und Barranco überblicken kann.
Dass die peruanische Küche seit einigen Jahren auch international für Aufsehen sorgt, verdankt sie nicht zuletzt dem ausgezeichneten Restaurantangebot der Hauptstadt. In ihm verbinden sich prähispanische und koloniale Kochtraditionen mit europäischen und asiatischen Einflüssen. Eine typisches Gericht der Limaer Küche ist zum Beispiel “tiradito”, roh marinierter Fisch in dünnen Scheiben in einer cremigen Sauce aus gelben Pfefferschoten, dessen Ursprung sowohl auf japanische als auch auf italienische Einflüsse zurückgeführt wird.
Die lange Liste der Desserts wird von den “suspiros” (Seufzern) angeführt, Meringue in einer süßen Vanillesauce, gefolgt von “mazamorra morada”, einem Pudding aus violettem Mais.
Typische Getränke sind “chicha morada”, ein nicht vergorener Saft aus violettem Mais, Bier und Inca Kola, eine gelbliche Limonade, deren Geschmack an Kaugummi erinnert.
Weitaus raffinierter sind die Geschmacksvarianten der neuen peruanischen Küche, die sich auf Zutaten und Zubereitungen der prähispanischen Tradition bezieht. Als Flagschiff der “cocina novoandina”, gilt in Lima das Toprestaurant “Astrid y Gaston”, dessen deutsch-peruanisches Besitzerehepaar nicht nur konstante Qualität anbietet, sondern auch über einen ausgesprochenen Geschäftssinn verfügt.