Cerro Punta
Cerro Punta liegt auf nahezu 2000 Metern Höhe inmitten eines trogförmigen Tals, umgeben von dichtbewaldeten Bergen.
In den gut achtzig Jahren seit seiner Gründung hat sich die Landwirtschaft so rasant entwickelt, dass heute mehr als drei Viertel des in Panama angebauten Gemüses aus Cerro Punta stammen. Klar sichtbar ist, dass dieser Boom zu Lasten der Wälder gegangen ist. Erst seit wenigen Jahren stellen sich die Einwohner dem Problem der Entwaldung und seiner ökologischen Konsequenzen. Sie haben begonnen, die verbliebenen Waldflächen zu schützen und den Tourismus als alternative und nachhaltige Einnahmequelle zu entdecken. Die beiden an das Dorf angrenzenden Nationalparks des Vulkan Barú und des grenzübergreifenden Parque Internacional La Amistad bilden gemeinsam das größte zusammenhängende und unter Naturschutz stehende Waldgebiet in Mittelamerika.
Die Talamanca-Gebirgskette ist Lebensraum für eine beispiellose Artenvielfalt in Flora und Fauna. So ist sie Heimat 180 endemischer Pflanzenarten und eines der letzten Rückzugsgebiete für die bedrohten Ozelote, Jaguare und Tapire. Die Vogelwelt umfasst 600 Arten und Wissenschaftler schätzen, dass vier Prozent aller auf der Welt vorkommenden Tier- und Pflanzenarten hier vertreten sind. Die Vegetationszonen des Nationalparks reichen von den tropischen Regenwäldern des Tieflandes über Bergnebelwälder bis zur Páramo-Vegetation mit Krüppelsträuchern und übermannshohen Rosettenstauden. Der dichte Eichenmischwald der Nebelwälder ist mit Moosen, Farnen, Bromelien, Orchideen und anderen Epiphyten besetzt.
Entlang der Straße, die von Concepcíon in stetem Auf und Ab über Volcán nach Cerro Punta führt, reihen sich zahlreiche Fincas, die Rinder- oder Pferdezucht betreiben, Erdbeeren, Zwiebeln, Gemüse und Obst anbauen, oder sich aber wie die Finca Dracula auf die Zucht von Orchideen spezialisiert haben. Ihren Namen verdankt die Finca den Dracula-Orchideen mit ihren beiden ausgeprägten Kelchblättern, die ihren Blütenkopf nur nachts bzw. bei Dunkelheit aufrichten. Mit 2200 Orchideenarten aus Mittel- und Südamerika gilt die Finca Dracula als eine der weltweit größten Sammlungen. Sie liegt im kleinen Dorf Guadalupe und ist außer montags für Besucher geöffnet. Vor Ort werden geführte Rundgänge angeboten, die während der Hauptblütezeit im März und April am interessantesten sind.
Panamas bekanntester Wanderweg, der so genannte Sendero los Quetzales, verbindet über rund 12 km (reine Wegstrecke, ohne Zuwege) Cerro Punta und Boquete. Geht man die Strecke von Cerro Punta nach Boquete, führt der Weg im Wesentlichen bergab, lediglich die letzten beiden Kilometer zur Alto Chiquero Ranger Station steigen am “Hügel der Wehklagen” (Loma de Lamentos) wieder an. Beginnt man die Wanderung in Boquete, sind die 685 Höhenmeter mit Ausnahme des Beginns überwiegend bergauf zu bezwingen. Wer Chancen auf die Sichtung eines Quetzals haben will, sollte früh losgehen und Ausschau nach wilden Avocadobäumen halten, deren beerenartige Früchte als Lieblingsnahrung der seltenen Vögel gelten.
Der Vulkan Barú Nationalpark im Westen der Chiriquí-Provinz wurde bereits 1976 eingerichtet. Er schützt ein Areal von 14325 Hektar in einem Höhenbereich zwischen 1800 und 3475 Metern. Im Norden und Nordwesten grenzt er an das Palo Seco Schutzgebiet bzw. an den grenzübergreifenden “La Amistad” Nationalpark. Als bester Ausgangspunkt einer Besteigung gilt das an seiner Ostflanke gelegenen Boquete. Obwohl der Begriff Besteigung irreführend ist, da potentielle Gipfelstürmer keine technischen Kenntnisse benötigen, empfiehlt es sich für Ungeübte, den Barú mit einem Führer in Angriff zu nehmen. Neben warmer Kleidung und Proviant sind mindestens 4 Liter Trinkwasser pro Person mitzunehmen.
Theoretisch sind die 27 km des Auf- und Abstiegs an einem Tag zu schaffen, jedoch muss man dann den Aufstieg über einen steilen und vor allem im unteren Teil matschigen Weg nachts zurücklegen. Für die Mühen entschädigt dann das Erlebnis, nach Sonnenaufgang an klaren Tagen vom Gipfel sowohl den Pazifik als auch den Atlantik zu sehen. Während der Gipfel selbst durch Funkmasten, Abfall und Graffiti verschandelt ist, führt die Route durch beeindruckende Natur mit nahezu unberührten Nebelwäldern. Manche der Baumriesen, darunter endemische Eichen (Quercus baruensis) sind 600 Jahre alt. Auch die Fauna des Barú Nationalparks hat neben 400 hier registrierten Vogelarten – darunter auch der Quetzal – seltene Tierarten wie Bergpaka oder die gefährdete Underwood’s Wassermaus sowie zahlreiche Fledermausarten zu bieten. Auch alle fünf in Panama heimischen Katzenarten, unter denen der Puma am häufigsten vorkommt, sind vertreten.