Index
1. Die Spanier “erobern” das Reich der Maya
Ab dem dritten nachchristlichen Jahrhundert entstanden mächtige Stadtstaaten. Hier wurden nicht nur Pyramiden und Tempel gebaut, sondern auch Bibliotheken und Observatorien.
Die Maya-Gelehrten schufen Werke der Literatur, der Philosophie, Kunst und Architektur. Aber ihren wissenschaftlichen Höhepunkt erreichten sie auf dem Gebiet der Mathematik und der Astronomie.Wissenschaftler der Maya entwickelten einen Kalender, dessen Präzision auch heute noch keinen Vergleich scheuen muss. Die Frage, warum fast alle dieser Stadtstaaten binnen eines Jahrhunderts, zwischen 800 und 900 n.Chr., untergegangen und verlassen waren, gibt bis heute Rätsel auf. Als plausibelste Erklärung gilt die Theorie, dass eine ökologischen Katastrophe, wie z.B. eine extreme Dürre als Folge eines “El Niño” artigen Phänomens, Ursache des annähernd synchronen Zerfalls war. Als die ersten Spanier zu Beginn des 16.Jahrhunderts in die Welt der Maya eindrangen, lebten diese verstreut in kleinen Dörfern auf der Basis ihrer Jahrtausende alten Landwirtschaft. Ihr Schicksal als indigene Gesellschaft war, so erscheint es im Rückblick, vom ersten Kontakt an besiegelt. Die spanischen Abenteurer, und diese stellten die Mehrzahl der sogenannten Konquistadoren, hatten ein hochmilitarisiertes Spanien verlassen, in dem sie auch nach dem Ende der Rekonquista keine Perspektive hatten. Auch wenn das spätmittelalterliche Europa in vielerlei Hinsicht weitaus weniger entwickelt war als Mesoamerika, die militärische Überlegenheit der Spanier war enorm. Ihrem Schießpulver, ihren Pferden, Stahlschwertern und Rüstungen standen die Mayakrieger buchstäblich barfuß gegenüber, mit Obsidian-Speerspitzen und Lederschilden bewaffnet. Binnen weniger Jahre waren sie, nach verheerenden Verlusten, zu Sklaven in ihrem eigenen Land geworden. Ihre Bibliotheken und Städte gingen in Flammen auf oder wurden auf andere Art dem Erdboden gleichgemacht, ihr Land enteignet und ihre Religion verboten. Sie fanden sich in einer spanischen Kolonialgesellschaft wieder, in der sie weder politisch noch sozial repräsentiert waren.
Die indigene Bevölkerung Guatemalas überlebte die Jahrhunderte der Kolonialgeschichte ebenso wie die Geschichte des unabhängigen Guatemalas, sie bewahrte, teilweise im Geheimen und trotz rassistischer Diskriminierung, die bis in die Gegenwart anhält, ihr kulturelles Erbe und ihre Sprachen.
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2. Die ausgebeutete Kolonie
Pedro de Alvarado, der 1524 nach Guatemala kam, um es der spanischen Krone zu unterwerfen, hatte sich bereits in der Vernichtung des mexikanischen Aztekenreiches durch extreme Brutalität und Grausamkeit hervorgetan. Seine Streitmacht überrannte die verbliebenen Reste der Hochland-Maya-Königreiche der Quiché und Cakchiquel.
Tecún Umán, Enkel König Quicabs des Großen, führte die Quiché-Armee an, die sich Alvarado beim heutigen Quetzaltenango entgegenstellte. Der Überlieferung nach soll Tecún Umán Alvarados Pferd mit einem Axthieb niedergestreckt haben. Alvarado, unverletzt, durchbohrte den Mayaführer daraufhin mit seiner Lanze. Ein Quetzal soll sich dann auf der blutgetränkten Brust des toten Mayakriegers niedergelassen haben und so zu seinen scharlachroten Brustfedern gekommen sein.Im Gedenken an Tecún Umán wurde die Stätte des legendären Kampfes später Quetzaltenango genannt, die Stadt des Quetzals.
In Guatemala wie im übrigen Kontinent auch, starb ein Großteil der indigenen Bevölkerung jedoch nicht im Kampf gegen die Spanier, sondern wurde von den eingeschleppten Infektionskrankheiten dahingerafft.
1527 wird “Santiago de los Caballeros de Guatemala” (das spätere “La Antigua Guatemala”) als Hauptstadt gegründet. Die Kolonie wird 1542 zum spanischen Generalkapitanat Guatemala, dem auch die heutigen Staaten El Salvador, Honduras, Costa Rica und Nicaragua angehörten. Im Jahr darauf wird das Gebiet als Teil des Vize-Königreichs Neu-Spanien zum Sitz einer “Audiencia” erhoben, einem Verwaltungs- und Gerichtsorgan der spanischen Krone. Antigua bleibt Sitz der politischen und religiösen Macht in Zentralamerika, bis ein gewaltiges Erdbeben 1773 die Stadt mit ihren religiösen und profanen Prachtbauten in Trümmer legt. Zwei Jahre später wird das neugegründete “La Nueva Guatemala de la Asunción” zur Hauptstadt erkoren, die es bis heute geblieben ist.
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3. Neue Herren, alte Götter
Nach Abschaffung des Encomienda-Systems durch Karl V. wurde die indigene Bevölkerung Städten zugeordnet und unterstand so direkt Repräsentanten der spanischen Krone. Die Tributpflicht blieb bestehen, jedoch wurden die Abgabemengen reduziert. Bis zum Beginn des 18.Jahrhundert waren 300 Pueblos nach dem Vorbild spanischer Städte, deren Mittelpunkt die Kirche bildete, entstanden.
Diese Reformen waren weniger zum Wohle der Mayabevölkerung durchgeführt worden, als vielmehr gegen die Macht der Encomienda-Besitzer gerichtet. Die soziale Schichtung der Kolonialgesellschaft sah die in Spanien geborenen “Spanier” oder Peninsulares in allen zentralen Positionen der politischen und religiösen Macht, während die in der Kolonie geborenen Criollos oder Ladinos, auch wenn sie rein spanischer Herkunft waren, nur nachgeordnete Funktionen in Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft einnehmen konnten. Die nächstuntere soziale Stufe der Mestizos, “Mischlinge” spanisch-indigener Herkunft, war weitestgehend von der Teilhabe an politischer und ökonomischer Macht ausgeschlossen, während die Bevölkerungsmehrheit der Indígenas außerhalb der Gesellschaft stand. Dass einzelne Maya von ihrer Tributpflicht befreit wurden und geringfügige Zugeständnisse an eine lokale Autonomie der indigenen Gemeinden gemacht wurden, waren Beschwichtigungsversuche als Teil der Reaktion auf regelmäßig wiederkehrende Aufstände und Rebellionen der Maya.
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4. Der Kolonialmacht folgt der Staatenbund
Als die Gedanken der europäischen Aufklärung und der Französische Revolution die “Neue Welt” erreichten, spiegelte sich der europäische Interessengegensatz zwischen Adel und Bürgertum auf der kolonialen Ebene wider: als Konflikt zwischen Konservativen, die ihre politische und ökonomische Machtposition Privilegien der spanische Krone verdankten und den Liberalen Criollos, die ihre Rechte als im Land geborene “Spanier” nur in einer national unabhängigen Gesellschaft nach bürgerlichem Vorbild einfordern konnten.
Ihre Forderungen schlossen die Entmachtung der katholischen Kirche ein, die die Kolonialherrschaft mit religiöser Legitimität versah.
Mit dem Legitimitätsverlust der spanischen Monarchie im Verlauf der napoleonischen Kriege verlor diese zunehmend auch die Kontrolle als Kolonialmacht.
Als Ferdinand VII. nach Napoleons Niederlage den Thron wiedererlangte und die liberale Verfassungsreform von 1812 suspendierte, brach, ausgehend von Mexiko, der offene Kampf um die Unabhängigkeit von Spanien aus. Mit der Unabhängigkeit von Spanien, die Mexiko und Zentralamerika am 15. September 1821 erlangten, war für Guatemala und seine südlichen Nachbarn zunächst keine nationale Unabhängigkeit verbunden. Bis 1823 erzwang Mexikos selbsternannter “Kaiser” Agustín de Iturbide ihren Anschluss an Mexiko. Erst nach Iturbides Sturz bildeten Guatemala, El Salvador, Honduras, Nicaragua und Costa Rica eine republikanische Föderation, die “Vereinigten Provinzen Zentralamerikas”, die ihren Regierungssitz in Guatemala Stadt hatte.
Die Föderation zerbrach nach weniger als zwei Jahrzehnten, die von Streitigkeiten und (Bürger) Kriegen geprägt waren, an zwischenstaatlichen Konflikten und dem nicht überwundenen Gegensatz von Liberalen und Konservativen, der die politische Klassen über nationale Grenzen hinweg spaltete.
1831 wurde der liberale und antiklerikal eingestellte Mariano Gálvez Präsident Guatemalas. Er reformierte das Bildungs-, Finanz- und Rechtssystem und beschnitt die Macht der katholischen Kirche, indem er Teile ihres Grundbesitzes enteignete. Erstmals konnten nun auch die Ladinos und Criollos Landbesitz erwerben. Die ersten deutschen Kaffeebauern ließen sich in der Provinz Verapaz nieder. Getrübt wurde Gálvez’ Amtszeit jedoch von einer großflächigen Choleraepidemie, die 1837 mehrere hundert Tote forderte. Noch gravierender waren aber die Anfeindungen, denen sich seine Regierung ausgesetzt sah, als sie das heutige Belize als “Schuldenzahlung” an Großbritannien abtrat. 1838 leitete der Bauernaufstand von La Montaña, unter Führung des konservativen und aufs Schärfste pro kirchlich eingestellten Rafael Carrera, den konservativen Umsturz ein. Noch im selben Jahr erhielt Guatemala mit Mariano Rivera Paz einen konservativen Präsidenten.
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5. Die Unabhängigkeit und die Abhängigkeit vom ausländischen Kapital
Die Caudillo-Politik eines auch militärisch starken lokalen Führers, der die Interessen ausländischer Investoren vertritt, bestimmte letztlich die Geschichte Guatemalas bis weit in das 20. Jahrhundert.
Zunächst waren es konservative Regierungen, die liberale Reformen rückgängig machten und die katholische Kirche wieder in ihre Macht einsetzten, bis hin zur erneuten Einladung der Jesuiten, die 1767 ausgewiesen worden waren. Erst nach dem Tod des konservativen Diktators Carrera kamen die Liberalen nach mehreren Revolten wieder an die Macht. General Justo Rufino Barrios wurde 1873 zum Präsidenten Guatemalas gewählt. Er enteignete Kirchenbesitz und gründete mit diesen Geldern die Nationalbank, säkularisierte die Schulbildung und ermöglichte zivile Eheschließungen. Doch nicht nur Kirchenland, sondern auch das der Maya-Gemeinden wurde für den Kaffeeanbau beschlagnahmt und die Indígenas mussten Zwangsarbeit auf den Plantagen verrichten. Guatemala war zu einem der wichtigsten Kaffeeproduzenten geworden.
Mitte des 19.Jahrhunderts wurden Guatemalas Hauptexportgüter Indigo und Cochinille auf dem Weltmarkt von synthetischen Farben verdrängt. Kaffee, Kakao und Bananen füllten das Vakuum.
Große Infrastruktur-Projekte wie Häfen und Eisenbahnlinien dienten vor allem dem Transport und der Ausfuhr dieser Cash-Crops. Barrios’ Versuch, die zentralamerikanische Föderation wiederzubeleben, schlug fehl.
Die UFC wurde zum Staat im Staate. Sie kontrollierte die Eisenbahnlinien, alle Kommunikationswege, die Stromversorgung, war mit Landrechten für 800.000 ha ausgestattet, unterhielt eigene Läden und konnte damit rechnen, dass der guatemaltekische Staat, wenn überhaupt, dann zu ihren Gunsten intervenieren würde.
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6. Die USA beenden die “10 Jahre des Frühlings” im 20. Jahrhundert
Lazaro Chacón, der 1926 an die Macht kam, bewilligte der Gesellschaft eine Steuerbefreiung für 25 Jahre. Unter der Rechts-Diktatur Jorge Ubico Castañedas (1931-1944) verschlimmerten sich die Verhältnisse weiter. Politische Gegner wurden gefoltert oder ermordet. Als er im Juni 1944 die Verfassungsrechte außer Kraft setzte und den Ausnahmezustand verhängte, kam es zu anhaltenden Massenprotesten und Streiks. Im Laufe einer Demonstration wurde am 25.Juni die Lehrerin María Chinchilla ermordet. Ihr zu Ehren wird der in Lateinamerika übliche “Tag des Lehrers” (Día del Maestro) in Guatemala am 25. Juni begangen. Studentenproteste und schließlich ein Generalstreik führten im Oktober 1944 zur “Revolution”, die den Diktator ins (us-amerikanische) Exil zwang.
Die revolutionäre Regierungsjunta aus Jacobo Arbenz Guzmán, Jorge Toriello Garrido und Francisco Javier Arana verabschiedeten kurz darauf eine neue Verfassung, die neben den bürgerlichen Freiheitsrechten auch Sozialrechte anerkannte, die Möglichkeit der Enteignung von Großgrundbesitzern vorsah, und die Armee zu politischer Neutralität verpflichtete.Aus den ersten freien Wahlen in der Geschichte des Landes im selben Jahr ging Juan José Arévalo Bermejo, ein sozialdemokratischer Reformer, als Sieger hervor. Seine Regierung schuf ein soziales Sicherungs- und ein Gesundheitssystem, gründete landesweit 6000 Schulen und führte die staatliche Bankenaufsicht ein. Bis 1951 überstand Arévalo 25 Umsturz- und Attentatsversuche. Seine Nachfolge trat Jacobo Arbenz Guzmán an, der die Politik seines Vorgängers fortsetzte. Zum damaligen Zeitpunkt besaßen 2,2 Prozent der Bevölkerung über 70 Prozent des Landes, während für 90 Prozent der Bevölkerung (mehrheitlich Maya) gerade einmal 10 Prozent der Landflächen übrig blieben. Arbenz’ Agrarreform sah die Enteignung ungenutzten Landes vor, beziehungsweise sollte es vom guatemaltekischen Staat zu exakt dem Preis gekauft werden, den seine Besitzer in ihren Steuererklärungen angegeben hatten.
Unter den betroffenen Ländereien waren auch die der United Fruit Company. Die UFC-Bosse setzten daraufhin erfolgreich ihre guten Beziehungen zur US-Regierung ein, vor allem zu Präsident Eisenhower und Außenminister John Foster Dulles.
Die USA erklärten Guatemala kurzerhand zum “sowjetischen Satellitenstaat” und überzeugten auch die eigene Bevölkerung in einer großangelegten PR-Kampagne von dieser Theorie. Unter Führung der CIA und unter us-amerikanischem Kommando kam es 1954 von Honduras aus zu einer militärischen Invasion rechter Oppositioneller in Guatemala, die die Regierung Arbenz entmachtete.
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7. Der Bananenmulti und der Bürgerkrieg
Bauernkooperativen wurden zerstört, Gewerkschaften und politische Parteien zerschlagen, politische Gegner verfolgt. Tausende wurden getötet, noch weitaus mehr mussten aus Guatemala fliehen. Darauf kam es zu zahlreichen Revolten und Putschen, es entstanden u.a. die linksextremen Guerillaorganisationen “Fuerzas Armadas Rebeldes” (FAR) und MR 13, die sich blutige Schlachten mit paramilitärischen Polizeieinheiten, den gefürchteten “Todesschwadronen”, lieferten.
Einen Höhepunkt erreichte der Terror gegen die Bevölkerung während der Amtszeit von General Efraín Rios Montt, dessen “Politik der verbrannten Erde” einen systematischen Völkermord an der indigenen Bevölkerung darstellte. Er kostete weit über hunderttausend Menschen das Leben und 440 Mayadörfer wurden von der Landkarte getilgt.
(Vorübergehende) internationale Aufmerksamkeit erregte 1981 die friedliche Besetzung der spanischen Botschaft in Guatemala Stadt durch eine Gruppe von Maya-Führern, die mit dieser Aktion gegen die Repressionen, denen sich ihr Volk ausgesetzt sah, protestieren wollten. Ungeachtet der Forderung des spanischen Botschafters, die Besetzer gewähren zu lassen, ließ die Regierung Feuer legen und das Gebäude bis auf die Grundmauern niederbrennen. Alle Besetzer und das gesamte Botschaftspersonal kamen dabei ums Leben. Als einziger überlebte der Botschafter – schwer verletzt.
Erst als die USA 1985 ihre Militärhilfe einstellten, wurde Rios Montt gestürzt und es kam mit dem Wahlsieg des Christdemokraten Venizio Cerezo Arévalo wieder zu einer zivilen Regierung. Die seit 1980 zur “Nationalen Revolutionären Guatemaltekischen Einheit” (Unidad Revolucionario Nacional Guatemalteca, URNG) geeinten Guerillas setzten ihren Kampf jedoch fort.
John Foster Dulles und seine frühere New Yorker Anwaltskanzlei “Sullivan and Cromwell”, hatten lange Zeit die UFC (United Fruit Company) vertreten. Allen Dulles, Chef der CIA, hatte früher im UFC-Aufsichtsrat gesessen. Ed Whitman schließlich, PR-Direktor der United Fruit Company, war mit Ann Whitman, der Privatsekretärin Präsident Eisenhowers verheiratet. (Ed Whitman produzierte einen Film unter dem Titel: “Warum der Kreml Bananen hasst”, in dem die UFC als Kämpfer gegen den Kommunismus in vorderster Linie portraitiert wurde.) Der Erfolg der UFC, die Enteignung ihrer Ländereien in Guatemala mit dem “Bösen” des internationalen Kommunismus in Zusammenhang zu bringen, wurde von einem UFC- Offiziellen später als “die Disney Version der Episode” charakterisiert. Doch die Anstrengungen der Gesellschaft zahlten sich aus. Sie erstattete Journalisten die Aufwendungen für Reisen nach Guatemala, um sich vor Ort mit der UFC- Perspektive der Krise vertraut zu machen. Einige der angesehensten Zeitungen, einschließlich der New York Times, der New York Herald Tribune und dem New Leader, veröffentlichten Beiträge, die das Wohlwollen der UFC fanden. Ein Vertreter der UFC-PR-Abteilung stellte später fest, dass seine Gesellschaft dazu beigetragen habe, die nordamerikanische Leserschaft dazu zu bringen, die Version des State Departments zu akzeptieren, dass die Arbenz-Regierung kommunistisch kontrolliert und die militärische Invasion ausschließlich eine guatemaltekische Angelegenheit gewesen sei. (Übersetzung eines Zitats) aus: Inevitable Revolutions – The United States in Central America by Walter La Feber, 2nd ed. 1993, pp. 120-121. |
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8. Der Weg zu Frieden und Demokratie?
Mit Jorge Serrano Elías wurde 1991 erstmals ein Protestant mit großer Mehrheit zum guatemaltekischen Staatsoberhaupt und Regierungschef gewählt. Er erkannte die Unabhängigkeit Belizes an und erklärte Sozialreformen und die Festigung der Demokratie zu seinen Hauptzielen. Im folgenden Jahr brach er die Friedensverhandlungen mit den Guerillas ab.
Rigoberta Menchú erhielt im selben Jahr für ihren Einsatz zugunsten der indigenen Bevölkerung und deren Rechte den Friedensnobelpreis.Nach Unruhen und Rücktrittsforderungen löste der Präsident das Parlament und den Obersten Gerichtshof auf. Das Oberste Wahlgericht verurteilte dies als verfassungswidrig und Serrano Elías wurde vom Militär entmachtet. Der angesehene Menschenrechtsanwalt Ramiro de León Carpio wird Übergangspräsident und unternimmt Schritte zu weiteren Friedensverhandlungen mit den Guerillas. Der rechtskonservative Politiker Alvaro Arzú Irigoyen, Kandidat der “Partei des Nationalen Fortschritts” PAN, wurde 1996 mit knapper Mehrheit neuer Staats- und Regierungschef.
Am 29. Dezember des Jahres unterzeichneten die linksgerichteten Rebellen mit der Regierung einen abschließenden Friedensvertrag, der u.a. umfassende wirtschaftliche Reformen und mehr Rechte für die Indiobevölkerung sowie eine Wiedereingliederung der Guerilleros in das zivile Leben vorsieht. Dieser Plan wartet in wesentlichen Punkten bis heute auf seine Umsetzung.
So ist eine funktionierende öffentliche Zivilverwaltung noch immer auf städtische Regionen beschränkt. Außerhalb der Städte stellte seit Mitte der 50er Jahre die Armee die einzige Autorität dar. Die Militarisierung der Gesellschaft erfasste auch die sogenannten “zivilen Verteidigungspatrouillen”, PAC, die vom Militär ausgerüstet wurden und Mitte der 80er Jahre 800.000 Angehörige hatten. Diese PAC waren für zahllose Entführungen, Morde und Massaker an der Bauernbevölkerung verantwortlich.Die von der UN unterstützte Wahrheitskommission zur Aufklärung und Aufarbeitung der Kriegsverbrechen der Vergangenheit hatte bereits 1999 in ihrem Bericht dargelegt, dass 93 Prozent der Kriegsverbrechen während des Bürgerkrieges, darunter über 600 Massaker, auf das Konto des Staates bzw. dessen Armee gingen.
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