Chiclayo – Señor de Sipán – Túcume

Das 630.000 Einwohner zählende Chiclayo trägt den Beinamen “Capital de la Amistad” (Stadt der Freundschaft).

Dennoch lockt weniger die Freundlichkeit ihrer Bewohner Besucher nach Chiclayo, als vielmehr die in seiner Umgebung liegenden spektakulären Funde aus vorspanischer Zeit. Auch nach der Gründung als “Santa Maria en los Valles de Chiclayo” durch spanische Missionare im frühen 18. Jahrhundert blieb es eine Siedlung der indigenen Bevölkerung und ein strategisch wichtiger Posten am Treffpunkt bedeutender Handelsrouten zwischen Küste, Dschungel und Hochland. Als Stadt wurde das stetig prosperierende Chiclayo erst im 19. Jahrhundert anerkannt, und auch die Kathedrale stammt aus dieser für peruanische Verhältnisse späten Zeit (1869).

Weitaus jüngeren Datums ist der “Paseo de las Musas”, eine Parkanlage mit einer aus unerfindlichen Gründen hier versammelten Schar neoklassizistischer Marmorstatuen von Figuren der griechischen Mythologie. Hauptattraktion für Besucher und Touristen ist Chiclayos “Mercado Modelo” mit dem dazugehörigen “Hexenmarkt” “Mercadillo de Brujas”, wenige Blocks nördlich der Plaza gelegen.

Tumbas Reales del Señor de Sipán

In Sipán gelang 1987 durch Zufall die spektakuläre Entdekkung eines intakten, nicht geplünderten Grabes eines Moche-Herrschers sowie weiterer Gräber hochrangiger Mitglieder der Moche-Elite. Unter einer verwitterten Pyramide machten die Archäologen des Brüning Museums um Walter Alva einen Fund, der von der Fachwelt als archäologische Sensation gefeiert und mit Carters Entdeckung des Grabes von Tutanchamon verglichen wurde.

Durch die systematische Erforschung der Gräber konnte man mehr über die Moche-Gesellschaft erfahren, als aus Tausenden von Fundstücken, die ohne archäologischen Zusammenhang in den Museen ausgestellt sind. So belegte das Vorhandensein komplexer Bestattungsriten, dass es sich bei den Mochica um eine hochgradig differenzierte Gesellschaft handelte, in der politische und religiöse Rollen klar definiert waren. Die hochrangigsten Mitglieder der herrschenden Elite waren entweder Priester (wie in Huaca de la Luna), religiöse Bürokraten (wie in Huaca de la Cruz), Adlige (wie in San Jose de Moro), oder wie in Sipán Krieger.

Im Falle des Herrschers von Sipán lassen allein die Anzahl der mit ihm bestatteten Personen und die Menge und Qualität der Grabbeigaben keinen Zweifel an seinem sozialen Rang. Das halbmondförmige rituelle Opfermesser (“tumi”), das von seinem Gürtel hängt und auch den Hauptbestandteil seines Kopfschmucks darstellt, die Rasseln, großen Ohr- und Nasenringe, waren die Insignien eines Kriegsherrn. Das am unteren Ende als tumi endende Zepter symbolisiert seine Macht über Leben und Tod seiner Vasallen. Die Rassel am oberen Ende des Zepters zeigt die Gefangennahme eines besiegten Kriegers, der geopfert werden soll. Nachdem der Körper des toten Herrschers auf eine Holzplattform gebettet worden war, bedeckte man sein Gesicht mit geprägten Goldplatten, die bis ins Detail die Form seiner Augen, Nase und seines Kinns nachzeichnen. In der rechten Hand hält er einen ovalen Goldbarren und in seiner linken einen Silberbarren.

Nachdem der Körper des toten Herrschers in der Mitte der Grabkammer aufgebahrt worden war, umgab man seinen Sarkophag mit denen seiner Angehörigen und Leibwächter, von denen manche bereits Monate oder gar Jahre zuvor gestorben waren. Die weiblichen Leichen wurden dabei in umgekehrter Ausrichtung zu der des Herrscher bestattet. Ein geopfertes Lama sollte als Transportmittel in die Welt des Jenseits dienen. Die Nischen an den Seiten der Grabkammer waren mit Töpfen  und Krügen gefüllt, die vermutlich “Chicha de Jora” (fermentiertes Maisbier) oder Blut von Opfertieren enthielten.

1990 wurden in der Nähe der ersten Fundstelle zwei weitere Gräber entdeckt, die des “Priesters” und des “alten Herrschers”. In erstem fand man einen Metallbecher mit dazugehörigem Deckel, den der Tote in der rechten Hand hielt. In der Moche-Kunst wird ein solcher Becher häufig in Opferszenen und rituellen Trankopfern dargestellt, bei denen der Kelch zwischen dem sogenannten “Strahlenwesen” und dem “Kriegerpriester” hin- und hergereicht wird. Da auch Angriffswaffen in dem Grab fehlten, schloss man daraus, dass diese Person nur religiöse Funktionen hatte.

Das Grab des alten Fürsten unterschied sich von den vorher gefundenen. Die Grabkammer war ursprünglich elliptisch und kleiner, aber obwohl es älter war als die anderen, war es besser erhalten. Auch hier wurden Keramiken als Grabbeigaben gefunden, die sich aber stilistisch deutlich von den anderen unterscheiden.             Die einzigen Begleiter des alten Herrschers waren eine junge Frau, ca. 16-18 Jahre alt, und ein Lama. Obwohl dieses Grab kleiner, einfacher und ohne die vielen Nebenbestattungen war, waren die Grabbeigaben überraus reichhaltig und komplex. Außerdem entsprach ein Teil der Fundstücke denen des Herren von Sipán. So zog man den Schluss, dass der hier Begrabene vom selben Rang wie der Señor von Sipán war, nur dass das Grab sehr viel älter war. Im Laufe der Zeit nahm anscheinend die Komplexität der Elitegräber zu. DNA-Analysen haben in der Zwischenzeit ergeben, dass es sich bei dem alten Herrscher um einen Blutsverwandten des Herrschers handelt, der vier Generationen vor diesem gelebt hat.

Túcume

Im Tal von Lambayeque, rund 33km nordwestlich von Chiclayo gelegen, sind auf einem Areal von 220 Hektar 26 Lehmpyramiden der Lambayeque-Kultur freigelegt worden. Die ob ihrer gewaltigen Ausmaße von 700 Meter Länge, 100 Meter Breite und 40 Meter Höhe Huaca Larga genannte gilt als größte Adobepyramide der Welt. Die Lambayeque bzw. die Sicán-Kultur drangen um 800 n. Chr. in das Machtvakuum vor, dass die Mochica nach dem Untergang der Moche-Kultur hinterlassen hatte.

Der Bau der Pyramiden aus ungebrannten Lehmziegeln wird auf den Zeitraum zwischen 1000 und 1300 n. Chr. datiert. Anders als bei anderen Pyramiden bauenden Kulturen hatten die Monumentalbauten keine rein rituelle Funktion, vielmehr waren ihre großen, abgeflachten Plattformen bewohnt und fungierten als Oberstadt der Eliten.  Die moderne wissenschaftliche Beschäftigung mit Túcume begann erst kurz vor der letzten Jahrhundertwende und ist mit dem Dilemma konfrontiert, dass Grabungen, indem sie die einst schützende Deckschicht abtragen, zur weiteren Erosion der Bauten beitragen, denen die klimatischen Bedingungen, besonders in so genannten El Niño Jahren, schwer zu schaffen machen. Es gibt ein kleines, 2014 nach aufwändigem Umbau wiedereröffnetes Museum vor Ort, in dem u.a. die Repliken einiger Friese ausgestellt sind.