Boquete

Boquete war schon lange ein beliebter Ferienort für Panamaer, die im kühlen Klima der Berge Chiriquís der tropischen Sommerhitze des Tieflandes entfliehen wollten.

Dennoch hätte der Ort seinen verschlafenen Charakter vermutlich bewahrt, hätte nicht ein us-amerikanisches Magazin Boquete wiederholt zu einem der weltweit besten Orte erkoren, um seinen Ruhestand zu verleben. Seitdem schießen so genannte “gated communities” rings um das Städtchen aus dem fruchtbaren Boden, in dem bis dato vorwiegend Kaffee, Zitrusfrüchte und Gemüse wuchsen.

Boquete wurde 1911 von Einwanderern aus Nordamerika, Schweden, Jugoslawien, der Schweiz und Deutschland gegründet, deren Herkunft sich noch an manchem Gebäude des Ortes ablesen lässt. Erst mit dem Bau einer Bahnlinie, die bis 1949 in Betrieb war, und später der Straße nach David, fand der Bergort an der Ostflanke des Vulkan Barú Anschluss an die öffentliche Infrastruktur. Berühmt wurde Boquete vor allem durch die Kaffebauer Ruiz und Kotowa, deren Schattengewächse weltweite Anerkennung gefunden haben. Beide Fincas stehen Besuchern im Rahmen geführter Besichtigungen und Verkostungen offen. Eine weitere Attraktion innerhalb des Ortes stellen opulente, gepflegte Gärten dar. Besonders kurios ist “Mi Jardín es Su Jardín”, dessen Gelände unter anderem zu Tieren geformte, blühende Sträucher und einen Koikarpfenteich aufweist.

Die meisten Besucher kommen jedoch wegen Boquetes landschaftlicher Umgebung hierher, sei es, um Panamas höchten Berg zu besteigen, den Sendero los Quetzales zu erwandern, zu raften, oder sich auf die Suche nach den zahllosen Vogel- und Orchideenarten zu machen. Ein entspannendes Bad versprechen die heißen Quellen von Caldera, die eine halbe Stunde Fußweg vom gleichnanigen Dorf entfernt nahe dem Ufer des Río Chiriquí liegen. Seit einiger Zeit hat auch Boquete mit dem “Tree Trek” eine so genannte Canopy Tour zu bieten, bei der man, behelmt und gesichert an einem Stahlseil über die Baumwipfel schwebt. In Boquete endet oder beginnt, je nach Wanderrichtung, der “Sendero los Quetzales”, dessen 12 km zwischen Cerro Punta und Boquete durch die Nebelwälder des Vulkan Barú führen. Jede Richtung, die man für die Wanderung wählt, hat Vor- und Nachteile. Der Hauptunterschied ist, dass man von Cerro Punta nach Boquete überwiegend bergab geht, auch wenn dann am Ende mit dem Cerro de los Lamentos noch ein Anstieg wartet, während die Strecke von Boquete nach Cerro Punta überwiegend bergauf geht und daher eine Stunde Gehzeit mehr benötigt als in umgekehrter Richtung. Eine Garantie, den legendären Göttervogel der Maya zu Gesicht zu bekommen, verspricht keine der beiden Varianten, jedoch sind die Chancen am frühen Morgen und in der Dämmerung am größten. Es werden auch reine Quetzal-Beobachtungstouren ohne die Wanderung angeboten.
Höhepunkt des jährlichen Veranstaltungskalenders ist die im Januar stattfindende “Fería de las Flores y del Café”, eine Mischung aus Landwirtschaftsmesse, Gartenschau und touristischer Eigenwerbung.

Der Vulkan Barú Nationalpark im Westen der Chiriquí-Provinz wurde bereits 1976 eingerichtet. Er schützt ein Areal von 14325 Hektar in einem Höhenbereich zwischen 1800 und 3475 Metern. Im Norden und Nordwesten grenzt er an das Palo Seco Schutzgebiet bzw. an den grenzübergreifenden “La Amistad” Nationalpark. Als bester Ausgangspunkt einer Besteigung gilt das an seiner Ostflanke gelegenen Boquete. Obwohl der Begriff Besteigung irreführend ist, da potentielle Gipfelstürmer keine technischen Kenntnisse benötigen, empfiehlt es sich für Ungeübte, den Barú mit einem Führer in Angriff zu nehmen. Neben warmer Kleidung und Proviant sind mindestens 4 Liter Trinkwasser pro Person mitzunehmen.
Theoretisch sind die 27 km des Auf- und Abstiegs an einem Tag zu schaffen, jedoch muss man dann den Aufstieg über einen steilen und vor allem im unteren Teil matschigen Weg nachts zurücklegen. Für die Mühen entschädigt dann das Erlebnis, nach Sonnenaufgang an klaren Tagen vom Gipfel sowohl den Pazifik als auch den Atlantik zu sehen. Während der Gipfel selbst durch Funkmasten, Abfall und Graffiti verschandelt ist, führt die Route durch beeindruckende Natur mit nahezu unberührten Nebelwäldern. Manche der Baumriesen, darunter endemische Eichen (Quercus baruensis) sind 600 Jahre alt. Auch die Fauna des Barú Nationalparks hat neben 400 hier registrierten Vogelarten – darunter auch der Quetzal – seltene Tierarten wie Bergpaka oder die gefährdete Underwood’s Wassermaus sowie zahlreiche Fledermausarten zu bieten. Auch alle fünf in Panama heimischen Katzenarten, unter denen der Puma am häufigsten vorkommt, sind vertreten.