Index
1. Präkolumbianische Kulturen
Das Territorium des heutigen Kolumbiens wurde als Tor zum südamerikanischen Kontinent bereits sehr früh, d.h. vor 10 000 bis 15 000 Jahren, von Gruppen besiedelt, die aus Nord- und Mittelamerika kommend nach Süden weiterwanderten.
Diese ersten Siedler lebten als nomadische Jäger und Sammler, wie die bis dato ältesten Funde in El Abra (ca. 50km nördlich von Bogotá) belegen. Auch weitaus später boten das Plateau und die Savanne von Bogotá die günstigsten Voraussetzung für die Entwicklung komplexerer Gesellschaften, die sich durch die Entwicklung einer intensiven Landwirtschaft, die Verwendung von Kalendern, Hieroglyphen und religiösen Ritualen auszeichneten. Die Bevölkerung lebte in Dörfern, war in soziale Klassen unterteilt, und politische und religiöse Ämter wurden in matrilinearer Folge vererbt.
Die politisch-soziale Organisation der meisten Gruppen, so z.B. San Agustín, Tumaco, Tierradentro, Quimbaya, Zenú, Malagana, Pastos, Quillacingas, Guanes und Pijaos beruhte auf dem so genannten Cacicazgo (Cacique, Häuptling, Priesterfürst), dem ein lokaler Führer vorstand, dessen Macht sich sowohl auf den religiösen als auch auf den administrativen Bereich erstreckte.
Übergeordnete Organisationsformen, die aus ganzen Dorfverbänden bestanden, fanden sich nur bei den Tayrona und Muisca.
Im 15.Jahrhundert stellten drei Kulturfamilien die große Mehrheit der indigenen Bevölkerung des heutigen Kolumbiens: Die Kariben lebten an der Karibikküste, die Arawak entlang der Flüsse Caquetá, Amazonas und Putumayo und die zur Sprachfamilie der Chibcha zählenden Muisca siedelten in der Sierra Nevada de Santa Marta und den Hochtälern im Zentrum des Landes.
Da diese Gruppen keine Monumentalbauten hinterließen wie die mittelamerikanischen oder peruanischen Kulturen, wurden sie von der Geschichtsschreibung und Archäologie bis ins 20. Jahrhundert ignoriert.
Heute gehören Kolumbiens bedeutendste archäologischen Stätten San Agustín, Tierradentro und bald auch die versteckt hoch in der Sierra Nevada de Santa Marta gelegene Ciudad Perdida zum UNESCO Weltkulturerbe.
Zeugnis von der hohen Kunst der Metall-, insbesondere Goldverarbeitung der kolumbianischen Völker legt Bogotás legendäres Museo de Oro geradezu im Übermaß ab. Die kolumbianischen Goldschmiedearbeiten gelten sowohl im Hinblick auf ihre technische Fertigkeit als auch ihr kunstvolles Design als die besten des Kontinents (Bild: Reg Natarajan from Vancouver, Canada [CC BY 2.0] via Wikimedia Commons).
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2. Spanische Eroberung und Kolonialzeit
Die spanische Kolonisierung Kolumbiens, das ironischerweise nach Kolumbus benannt wurde, obwohl dieser nie einen Fuß auf kolumbianisches Territorium gesetzt hatte, folgte dem selben Muster wie im übrigen südamerikanischen Kontinent.
Nach der Gründung erster Handelshäfen (Santa Marta 1528 und Cartagena 1533) drangen die Spanier, getrieben von der Gier nach Gold, ab 1536 mit drei verschiedenen Expeditionen ins Landesinnere vor. Jiménez de Quesada, aus Santa Marta kommend, gelangte über das Tal des Río Magdalena und die Cordillera Oriental ins Gebiet der Muisca, während Sebastián de Benalcázar, ursprünglich ein Gefolgsmann Pizarros, mit einer Expedition aus Quito zunächst Kolumbiens Süden unterwarf, wo er die Städte Popayán und Cali gründete, bevor auch er im Gebiet des späteren Bogotá eintraf. Federmann, gebürtiger Ulmer und zuvor Agent der Augsburger Welser, startete von der venezolanischen Küste bei Coro bevor er das Grasland der LLanos durch- und die Anden überquerte, um schließlich kurz nach Benalcázar die Region der heutigen Hauptstadt zu erreichen.
Bereits ein Jahr zuvor war es Quesada gelungen, die Muisca entscheidend zu besiegen, wobei ihm der Umstand half, dass die beiden ansässigen Clans in territoriale Streitigkeiten verwickelt waren. Auf dem Gelände der Hauptstadt des südlichen Clans, Bacatá, gründete Quesada 1538 Santa Fé de Bogotá.
Die Rivalitäten unter den drei Gruppen endeten erst 1547, als der spanische König Karl V. in Bogotá einen Gerichtshof (Audiencia) des Vizekönigsreichs Peru gründete und die Kolonie damit unter die Kontrolle der spanischen Krone brachte (Grafik: Vivaperucarajo in der Wikipedia auf Englisch [CC BY-SA 2.5], via Wikimedia Commons).
Mit der Gründung der Audiencia begann die eigentliche Kolonialzeit, indem die spanische Krone die weitreichenden Befugnisse, die sie den so genannten Konquistadoren eingeräumt hatte, zurücknahm und die von ihnen eingenommenen Gebiete einer Zentralgewalt unterstellte.
Große Entfernungen und Schwierigkeiten des Reisens erschwerten jedoch sowohl die Kommunikation als auch die zentrale Lenkung der Kolonie. Wie im übrigen Südamerika dieser Zeit starb ein Großteil der indigenen Bevölkerung an eingeschleppten Krankheiten und den sklavenähnlichen Arbeitsbedingungen in den wesentlichen Wirtschaftszweigen Bergbau und Landwirtschaft, die von einer faktischen Leibeigenschaft im System der Encomienda getragen wurden.
Wie andernorts im spanischen Kolonialreich endete der Trend zur Entvölkerung der Kolonie um die Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert, auch durch häufiger werdende Mischehen zwischen Indigenen und Spaniern, während die zunehmende Akkulturation der indigenen Bevölkerung an die Lebensweise der Kolonisatoren ihre besonderen kulturellen Merkmale verschwinden ließ. Ihre Lebensbedingungen verbesserten sich auch mit der Abschaffung des Encomienda-Systems um das Jahr 1700 nicht nennenswert.
Bereits seit dem 16.Jahrhundert hatten die Spanier begonnen, afrikanische Sklaven zu importieren, um den Arbeitskräftemangel vor allem in der Minenindustrie auszugleichen.
Dabei hatte Cartagena das fragwürdige Privileg, exklusiver Sklavenhandelshafen zu sein, von dem aus diese Sklaven in die gesamte Kolonie verteilt wurden.
Zu Beginn des 17.Jahrhunderts wurden so viele schwarze Afrikaner nach Cartagena verschifft, dass ihre Zahl die der indigenen Bevölkerung übertraf. (Bild mit dem Denkmal für Benkos Biohó: Wehwalt [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons
Eine zentrale Rolle in der Entwicklung der spanischen Kolonialgesellschaft spielte die katholische Kirche, die für alle Institutionen der Bildungs- und Sozialpolitik verantwortlich war und ihrerseits unter der Kontrolle der spanischen Krone stand.
Mit dem dynastischen Wechsel auf dem spanischen Thron von Habsburgern zu Bourbonen kam es in der ersten Hälfte des 18.Jahrhunderts mit den so genannten Bourbonischen Reformen zu einem Bündel kolonialpolitischer Maßnahmen, die zum Ziele hatten, die Verwaltung der Kolonie effizienter und ertragreicher zu machen.
Neben der Gründung eines Vizekönigreiches Neu-Granada, zu dem die Gebiete des heutigen Kolumbiens, Panamas, Ecuadors und Venezuelas gehörten und das Bogotá zur Hauptstadt hatte, wurde der innerkoloniale Handel liberalisiert, was zu wachsendem Wohlstand, auch unter den Kreolen (in der Kolonie geborene Spanier) führte. Diese waren trotz ihrer wachsenden ökonomischen Macht jedoch weitgehend von der politischen Teilhabe ausgeschlossen.
Zu Widerständen und Aufständen gegen die spanische Kolonialpolitik kam es zunächst 1781 aus den Kreisen einfacher Bauern und Händler, die sich gegen Steuererhöhungen und das Verbot des Tabakanbaus wehrten. Darüber hinaus forderten die Aufständischen unter der Führung von Manuela Beltrán den Schutz der indigenen Landrechte und eine Erhöhung der Zahl von Kreolen in Verwaltungsposten. Über das weitere Schicksal der mutigen Händlerin ist nichts bekannt, doch ihr Protest wurde ebenso niedergeschlagen wie der des Mestizen José Antonio Galán, der versuchte, einen zweiten Marsch in die Hauptstadt zu organisieren, wo er gefasst und am 30. Januar 1782 gehängt wurde.
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3. Der Weg zur Unabhängigkeit und Konsolidierung des Nationalstaats
Obwohl die Comuneros in der Literatur häufig als Vorläufer der Unabhängigkeitsbewegung gesehen werden, hatten sie lediglich Reformen, nicht aber die Unabhängigkeit von Spanien gefordert, was auch in ihrem Kampfruf “¡Viva el rey y muera el mal gobierno!” (Es lebe der König und nieder mit der schlechten Regierung!) zum Ausdruck kam.
Erst als Napoleon im Zuge seiner Eroberungskriege 1808 seinen Bruder Joseph auf den spanischen Thron setzte, stellten die Kreolen die Legitimität der spanischen Vorherrschaft in Frage und forderten Autonomie.
Analog zum Mutterland, in dem sich eine so genannte Junta Suprema gegründet hatte, um die Legitimität des abgesetzten Königs Ferdinand VII zu gewährleisten, bildete sich in zahlreichen kolumbianischen Städten eine so genannte Junta Suprema de Gobierno.
Die Führungseliten der in Amerika Geborenen (Kreolen) fanden sich in Santa Fé de Bogotá zusammen und organisierten am 20. Juli 1810 einen Aufstand, dessen Jahrestag bis heute in Kolumbien als Nationalfeiertag begangen wird.
Dennoch sollte es noch Jahre dauern, bis die Unabhängigkeit tatsächlich erlangt wurde.
Zwar hatte es in Venezuela 1811/12 und 1813/14 zwei Versuche gegeben, eine Republik zu gründen, doch mit der Rückkehr von Ferdinand VII auf den spanischen Thron, der einen extremen Absolutismus mit Hilfe von Folter und Inquisition durchsetzte, wurden die Unabhängigkeitsbewegungen in Südamerika zerschlagen und Simón Bolívar, charismatischer Anführer der zweiten venezolanische Republik, ging nach Jamaika ins Exil.
Erst als der Gran Libertador 1816 zurückkehrte, wendete sich das Blatt: Bolívar gelang es, die antispanischen Truppen unter seinem Kommando zu vereinen und ins Kernland des Vizekönigreiches Neu-Granada vorzudringen. Nach der entscheidenden Schlacht von Boyacá (im Nordosten Kolumbiens), die eher einem Überrumplungsmanöver als einer Schlacht glich, verließ der spanische Vizekönig das Land und Bolívar wurde zum ersten Präsidenten einer großkolumbianischen Republik. Zu deren Territorium gehörten bis zu ihrem Zerfall (1830) in drei Staaten neben Neu-Granada auch Venezuela und Quito.
Mit der Unabhängigkeit hatte das kolumbianische Territorium, das nie Nationalstaat war, das verbindende Element der spanischen Krone verloren, und bald traten die Interessengegensätze der verschiedenen gesellschaftliche Gruppen und Regionen offen zu Tage.
Gesellschaftlich standen sich die konservativen und die liberalen Kräfte gegenüber, die den Interessen der kirchentreuen Großgrundbesitzer und der Vorstellung von einem zentralistischen Staat bzw. den Interessen der Händler und Kaufleute, die für eine Säkularisierung und einen föderativen Staat eintraten, entsprachen.
Territorial begünstigte die von den Liberalen durchgesetzte und auf maximalen Föderalismus zielende Verfassung von 1863 die Reduzierung des Staates auf einen losen Verbund souveräner Teilstaaten (Antioquia, Bolívar, Boyacá, Cauca, Cundinamarca, Magdalena, Panama, Santander und Tolima).
Daher spricht man über den Zeitraum von 1820 bis 1902 auch vom Jahrhundert der Bürgerkriege. Als deren bedeutendster wird allgemein der als “Krieg der tausend Tage” bekannte Konflikt angesehen, der binnen weniger als drei Jahren 100 000 Tote forderte (bei 4 Millionen Einwohnern). Er begann am 17. Oktober 1899 mit einem Angriff auf Bucaramanga, als sich der kriegslüsternde Flügel der Liberalen Partei gegen die konservative Regierung unter Manuel Antonio Sanclemente erhob. Santander blieb neben Tolima, Teilen der Küste und Panama Hauptschauplatz des Krieges.
Als die Kämpfe nach Niederlagen der Liberalen 1902 abebbten, starteten die Konservativen eine finale Offensive, die denjenigen Gegnern, die bereit waren, zu kapitulieren und ihre Waffen abzugeben, Begnadigung gewährte.
Nach Verhandlungen mit den Liberalen kam es am 24. Oktober 1902 zu dem auf der Hacienda Neerlandia unterzeichneten Friedensvertrag, in dem sich die Regierung u.a. verpflichtete, politische Gefangene freizulassen.
Der Krieg hinterließ ein ökonomisch und sozial verwüstetes Land.
Jedoch gelang es nicht, die Intervention der USA in Panama zu verhindern, die dort ihre strategischen und Handelsinteressen im Zuge des Kanalbaus bedroht sahen, und am 3.11.1903 erklärte sich Panama für unabhängig.
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4. Das gewalttätige 20. Jahrhundert und ein nicht umgesetzter Friedensvertrag
Nach Kriegsende wurde der Konservative Rafael Reyes (1904-1909) zum Präsidenten gewählt, der sich durch die Aufnahme von Liberalen in sein Kabinett auch in der eigenen Partei Feinde machte.
Bereits 1905 löste er den Kongress auf, um ihn durch eine Verfassungsgebende Versammlung zu ersetzen, die ihm diktatorische Befugnisse gewährte.
Während seiner Amtszeit stabilisierten sich innere Ordnung und Wirtschaft und ein Prozess der Industrialisierung und Modernisierung des Staates wurde eingeleitet.
Mit Enrique Olaya Herrera (1930-1934) begann 1930 eine sechzehnjährige Phase liberaler Dominanz. In seiner Amtszeit kam es 1932 zum Krieg mit Peru, nachdem peruanische Soldaten Leticia im Dreiländereck mit Peru und Brasilien eingenommen hatten. Anders als frühere Konflikte konnte dieser jedoch durch das Protokoll von Rio de Janeiro auf diplomatischem Wege beigelegt werden.
Stattdessen brach der blutigste Konflikt in der kolumbianischen Geschichte 1948 erneut als Bürgerkrieg zwischen Konservativen und Liberalen bzw. deren militanten Anhängern aus.
Auslöser war die Ermordung des aussichtsreichen progressiv-liberalen Präsidentschaftskandidaten Jorge Eliécer Gaitán, der am 9.April in Bogotá auf offener Straße erschossen wurde, während zeitgleich die IX. Panamerikanische Konferenz als Gründungsveranstaltung der OAS (Organisation Amerikanischer Staaten) tagte.
Während die US-Delegation die Teilnehmer auf einen strikt antikommunistischen Kurs einzuschwören suchte, gingen Teile des Veranstaltungsortes in Flammen auf und Bogotá in einer Welle der Gewalt unter.
Der mutmaßliche Mörder Gaitáns wurde direkt nach dem Anschlag von einer wütenden Menge gelyncht, doch da man die geistigen Mörder im Präsidentenpalast vermutete, wollte die aufgebrachte Menge die konservative Regierung stürzen und die Macht der Oligarchie brechen.
Die als Bogotazo in die kolumbianische Geschichte eingegangene Folgezeit kostete mindestens 1000 Menschen das Leben, doch noch weitaus blutiger sollte das kommende, La Violencia genannte Jahrzehnt werden, an dessen Ende man 200 000 Tote zählte, was rund einem Prozent der Bevölkerung entsprach.
Während der Epoche der Violencia hatte sich der Konflikt als nicht erklärter Bürgerkrieg über das gesamte Land ausgebreitet, und in entlegeneren Regionen des traditionell schwachen Zentralstaates wurden von Kommunisten und aufständischen Bauern autonome Republiken gegründet.
Als das kolumbianische Militär 1964 mit Unterstützung der USA mit der Republica de Marquetalia eine von ihnen gewaltsam eroberte, gründeten die Überlebenden dieser ländlichen Kampftruppen die Fuerzas armadas revolucionarias de Colombia, die FARC.
Als militärischer Arm der kommunistischen Partei operierten sie unter ihren Anführern Manuel Marulanda und Jacobo Arenas zunächst nur auf dem Land, wo sie für die Rechte der Bevölkerung gegenüber den Großgrundbesitzern eintraten.
Parallel entstanden auch erste paramilitärische Gruppen, die oft von Großgrundbesitzern und Drogen-Baronen gegründet und finanziert wurden.
Erst in den 1980er Jahren verbündeten sich zunehmend Coca-Kleinbauern mit der Farc, und diese schloss wiederum Allianzen mit den Kartellen, um sich fortan auch mit Drogengeld zu finanzieren. Als es 1984 ein erstes Angebot zu Friedensverhandlungen von Seiten der konservativen Regierung gab, gründete sich mit der Union Patriotica eine politische Partei, die Ziele der Farc mit demokratischen Mitteln durchzusetzen suchte. Trotz erster Erfolge bei Wahlen wurden in der Folgezeit tausende Mitglieder von Paramilitärs ermordet und 1990 schließlich auch ihr Präsidentschaftskandidat Bernardo Jaramillo Ossa (Bild: El Espectador [CC BY-SA 3.0] via Wikimedia Commons).
Im Laufe der 1990er Jahre eskalierte die Gewalt: Paramilitärische Todesschwadronen verübten Massaker an der Landbevölkerung, geduldet und gedeckt von der kolumbianischen Armee, die ihrerseits über Jahre Unschuldige ermordete und als Guerillakämpfer ausgab, um ausgesetzte Kopfgeldprämien für getötete Guerilla-Kämpfer zu kassieren (falsos positivos).
Rechtsgerichtete Paramilitärs gründeten mit der Autodefensas Unidas de Colombia ihre Dachorganisation, während die FARC nach gescheiterten Verhandlungen mit der Regierung unter Präsident Andrés Pastrana verstärkt versuchte, inhaftierte Kämpfer durch Entführungen wie die der prominenten Politikerin Ingrid Betancourt freizupressen.
Pastrana initiierte auch den später unter Álvaro Uribe fortgeführten Plan Colombia, der mit hunderten Millionen Dollar US-Unterstützung u.a. den Einsatz des Militärs für polizeiliche Aufgaben, die Vernichtung von Koka-Anbauflächen durch Besprühen mit Herbiziden wie dem Monsanto-Produkt Roundup sowie die Bekämpfung linker Guerillas zum Ziel hatte.
Während der Amtszeit des rechtsgerichteten Álvaro Uribe, die das erste Jahrzehnt des neuen Jahrtausends prägte, wurde das militärische Vorgehen gegen die FARC verstärkt, womit Uribe das Versprechen, mit dem er die Wahl 2002 gewonnen hatte, einlöste.
Aussicht auf eine zumindest vorläufige Beendigung des jahrzehntelangen Konflikts eröffnete erst die Präsidentschaft Juan Manuel Santos’, obwohl dieser als Hardliner galt und u.a. während des so genannten Falsos Positivos Skandals amtierender Verteidigungsminister war.
Erneute Verhandlungen mit der FARC wurden erstmals international von den Garantenstaaten Norwegen und Kuba sowie von Venzuela und Chile begleitet.
Nachdem die FARC 2014 einen einseitigen Waffenstillstand verkündet hatte, folgte 2016 ein beiderseitiger, unbefristeter Waffenstillstand.
Als am 26. September 2016 ein Friedensvertrag unterzeichnet wurde, galt dies auch international als großer Erfolg, der jedoch im Plebiszit vom Oktober bei geringer Wahlbeteiligung denkbar knapp scheiterte. Beobachter führten diese Scheitern nicht zuletzt auf massive mediale Panikmache und gezielte Falschmeldungen aus dem rechten Lager um Ex-Präsident Uribe zurück (Bild: Gobierno de Chile [CC BY 2.0], via Wikimedia Commons).
Dennoch unterzeichneten die Verhandlungsparteien bereits im November 2016 einen überarbeiteten neuen Vertrag. Im Oktober desselben Jahres wurde Präsident Santos der Friedensnobelpreis zuerkannt.
Zur Umsetzung von zentralen Elementen des Vertragswerks wie ländliche Entwicklung und politische Teilhabe der ehemaligen FARC-Kämpfer fehlen bis heute die juristischen Voraussetzungen.
2018 gewann mit Iván Duque ein rechtskonservativer Politiker und Kritiker des Friedensvertrags die Präsidentschaftswahlen, jedoch schaffte es mit Gustavo Petro, Kandidat des Bündnisses Colombia Humana erstmals ein linksgerichteter Politiker in die Stichwahl um das höchste Staatsamt.
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