La Paz
La Paz ist, wenn auch nicht Hauptstadt (diese Funktion hat Sucre inne), so doch der höchstgelegene Regierungssitz der Welt.
Es liegt in einer kraterförmigen, nahezu vegetationslosen Senke 400 Meter unterhalb der Stadt El Alto, die nicht nur den internationalen Flughafen, sondern mittlerweile auch mehr Einwohner (949912) als La Paz (896802) beherbergt. Der Blick von oben auf das graubraune Häusermeer ist nicht nur auf Grund der Höhenlage atemberaubend, wenn auch auf den ersten Blick nicht im romantischen Sinne. Davon sollte man sich aber nicht abschrecken lassen, denn La Paz hat durchaus Reizvolles zu bieten, ist man erst in das Straßengewirr eingetaucht. Dieses weist innerhalb der Stadt ein Gefälle in doppelter Hinsicht auf: Mehr als tausend Höhenmeter liegen zwischen dem höchsten und dem tiefsten Punkt der Stadt und je tiefer man kommt, desto mondäner werden die Häuser.
Die meisten der klassischen Sehenswürdigkeiten hat die “Casco Viejo” genannte Altstadt aufzuweisen: Die schönste unter La Paz’ Kirchen ist fraglos San Francisco, an der gleichnamigen Plaza neben der ‘Prado‘ genannten innerstädtischen Verkehrsader gelegen. Blickt man genau hin, erkennt unter den kunstvollen Steinschnitzereien ihrer Fassade zahlreiche indigene Bildsymbole wie Masken, Schlangen, Drachen und tropische Vögel. Der 1784 vollendete Klosterbau gilt als herausragendes Beispiel barocker Architektur der Amerikas. Im Innern weicht das Barocke einem neoklassischen Dekor.
Das Zentrum politischer und religiöser Machtenfaltung stellt die von Regierungspalast und Kathedrale flankierte Plaza Murillo dar. Ersterer wird ob der Tatsache, dass er in seiner Geschichte achtmal(!) von Bränden heimgesucht wurde, auch Palacio Quemado (verbrannter Palast) genannt. Kurios-voyeuristische Anziehungskraft auf Touristen übt der ‘Hexenmarkt’ (Mercado de Brujas) aus, zu dessen vielfältigem Warenangebot u.a. auch getrocknete Lamaföten gehören, die als Glücksbringer in das Fundament neu zu erbauender Häuser eingemauert werden.
Eines der letzten erhaltenen Ensembles kolonialer Architektur stellt die aufwändig restaurierte Calle Jaen dar. Gleich in mehreren Gebäuden der Straße sind heute Museen untergebracht, darunter die Casa de Murillo, samt Inventar restauriertes Wohnhaus des 1810 hingerichteten Unabhängigkeitskämpfers Don Pedro Domingo Murillo, sowie das Museo del Litoral Boliviano, das mit Dokumenten, Gemälden und Uniformen des Pazifischen Krieges von 1879 gedenkt und Boliviens Anspruch auf einen Zugang zum Pazifik untermauern soll.
Ein weltweit einmaliges Museum findet man in der Calle Linares Ecke Sagárnaga, das als “Museo del Coca” der Jahrtausende alten Kulturpflanze, ihrer Geschichte und Bedeutung bis hin zur Kokainproduktion für die westlichen Märkte gewidmet ist. Auf der Westseite des Prado, in einem zum nationalen Denkmal erklärten Gebäude aus dem 19. Jahrhundert, hat das Museo de Arte Contemporáneo Plaza mit einer hervorragenden Auswahl zeitgenössischer Kunst nationaler und internationaler Künstler seinen Sitz (16 de Julio 1615). Sechs Kilometer südlich des Stadtzentrums besitzt auch La Paz bei Mallasilla sein “Mondtal”. Das Valle de la Luna mit seinen bizarren Fels- und Gesteinsformationen ist Ergebnis Jahrmillionen langer Erosion durch Wind und Wasser.