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2. Die Inka
Die Inka lebten seit dem 12.Jahrhundert südlich des Titicacasees. Ihr Name bezeichnet sowohl die Bevölkerungsgruppe als auch den jeweiligen Herrscher/ Anführer.
In ihrem Schöpfungsmythos führen sie sich auf den als Sonnengott verehrten Inti zurück, der seinen Sohn, den ersten Inka Manco Capac und dessen Geschwister, darunter seine Schwester Mama Ocllo, losschickte, um ein neues Reich zu gründen. Dies sollte an der Stelle geschehen, an der ein goldener Stab, den sie mitführten, von alleine tief in die Erde sank. Im heutigen Cusco (Cuzco, Quechua: Qusqu’, Qosqo = ‘Nabel der Welt’) fanden sie diesen Ort.
In der Reihe der insgesamt dreizehn überlieferten Inkaherrscher nimmt der neunte eine herausragende Position ein. Mit Pachacutec Yupanqui (1438–1471/1472), auch Pachacuti Inca Yupanqui oder Pachakutiq Inka Yupanki (Quechua) genannt, dessen Name sinngemäß “Weltenveränderer” bedeutet, begann die rasante Expansion des Inkareiches zu einem Imperium, das oft als ‘Rom Südamerikas’ bezeichnet wurde.
Bis zur Mitte des 15.Jahrhunderts war das Inkareich im wesentlichen ein Stadtstaat, dessen Machtbereich kaum über das Tal von Cusco hinausreichte.
Unter Pachacutecs Regentschaft wurde die gesamte politische und wirtschaftliche Struktur umorganisiert, so dass ein zentralistischer Staatsapparat entstand. Er ordnete neue Anbaumethoden wie den Terrassenbau an und ließ Vorratsspeicher anlegen.
Diese Maßnahmen führten zu wachsendem Wohlstand und bildeten die Voraussetzung zur erfolgreichen Erweiterung des Reiches zum so genannten Tawantinsuyu, dem Reich der vier Weltgegenden (Collasuyu (Südosten), Contisuyu (Südwesten), Chinchasuyu (Nordwesten) und Antisuyu (Nordosten).
Unter Pachacutec Inca Yupanqui eroberten die Inka zwischen 1450 und 1470 nicht nur das Territorium der Colla und die Region von Arequipa bis zur südlichen Küste, sondern drangen nach Norden bis zur 1000km von Cusco entfernten Stadt Cajamarca vor. Auch das Reich der Chimú, das die gesamte peruanische Küste zwischen Lima und der Grenze zu Ecuador einnahm, fiel um 1470 an die Inka.
Nicht jede Expansion des Reiches war militärischer Natur, oft schlossen sich Völker auch dem Inkareich an, um anschließend vom Prinzip der Reziprozität (~Gegenseitigkeit), auf dem die Inkaherrschaft basierte, zu profitieren.
Dieses Prinzip durchzog alle Lebensbereiche, von der kleinsten sozialen Organisationseinheit, dem ayllu (Verwandtengruppe bzw. Dorf), dessen Mitglieder zu gegenseitigen Arbeits- und Dienstleistungen verpflichtet waren, bis zu den Beziehungen zwischen dem Dorf und dem Inka und schließlich auch die zu den übernatürlichen Kräften.
Ein zentrales Element der Inkakultur war die mit’a, eine Art staatliche Arbeitspflicht, die zum Beispiel in der Bearbeitung der staatlichen Felder, dem Bau von Infrastrukturprojekten wie Straßen, Anbauterrassen oder Bewässerungskanälen geleistet werden musste. Der Dienst auf Basis der mit’a war auf 90 Tage begrenzt. Während dieser Zeit kam der Staat für die Ernährung, Bekleidung und Unterkunft der Arbeitenden auf.
Im Verhältnis zu den unterworfenen Völkern und Staaten verfuhren die Inka ähnlich wie das Römische Imperium, sie etablierten eine Form der indirekten Herrschaft. Diese ließ vordergründig die bestehenden Herrschaftformen der Provinzen intakt, vergewisserten sich jedoch der Loyalität der jeweiligen lokalen Eliten, u.a. durch Verdienstfeste und strategische Heiraten.
Die von den unterworfenen Völkern verehrten Gottheiten wurden oft in das Inka-Pantheon aufgenommen und die jeweiligen Sprachen wurden weiterhin gesprochen.
Um Aufständen vorzubeugen oder unbebaute Flächen für den Anbau zu erschließen, bedienten sich die Inka der so genannten mitma, bei der ganze Bevölkerungsgruppen in weit entfernte Gebiete umgesiedelt wurden.
Die einzigen verbindenden Elemente des Inkareiches waren die Verehrung Intis und der Cusco-Dialekt des Quechua als Amtssprache.
Auch Kulturtechniken, die oft den Inka zugeschrieben werden, wurden von diesen übernommen, so z.B. die Webkunst von den Moche , die Goldschmiedekunst von den Chimú, und auch die Kunst des fugenlosen Mauerns wurde vermutlich von den Colla übernommen.
Beispiellos ist hingegen die organisatorische und logistiche Leistung der Inka, insbesondere die planmäßige Landwirtschaft mit der Anlage riesiger Terrassenfelder an den Andenhängen und dem Bau von Bewässerungskanälen für zuvor unfruchtbare Wüstengegenden lassen Forscher und Reisende noch heute staunen.
Voraussetzung für die planmäßige Verteilung von Waren und Gütern, die auf der Basis einer gewaltigen Vorratshaltung zur Verfügung standen, war das 40 000 Kilometer umfassende Straßensystem, das Transporte über weite Strecken erst ermöglichte. Zwei Hauptstraßen, eine entlang der Küste, die andere durch das Andenhochland, führten von Nord nach Süd durch das gesamte Reich. Verbunden durch zahlreiche Nebenstraßen, ermöglichten sie sowohl Gütertransporte als auch rasche Truppenbewegungen.
Ein besonders effizientes Kommunikationssystem stellten die so genannten Chaski oder Chasqui (Quechua: Bote) dar. Diese Staffelläufer überbrachten Nachrichten mündlich, unterstützt von Quipu-Schnüren als Gedächtnisstütze, über tausende Kilometer. Im Abstand von mehreren Kilometern (je nach Terrain) waren Raststationen (so genannte tambos) eingerichtet, an denen ausgeruhte Läufer zur Verfügung standen. Diese kamen den Ankommenden entgegen, um die letzte Strecke zum tambo gemeinsam zurückzulegen und dabei sowohl die Schnüre als auch die mündliche Nachricht weiterzugeben. Überliefert ist ein Fall, in dem eine Nachricht von Cusco nach Quito (2800km) in weniger als einer Woche überbracht wurde.
Ebenso rasant wie sich Aufstieg und Expansion des Inkareiches vom kleinen Stadtstaat zum Imperium vollzogen hatte, erfolgte auch sein Zusammenbruch.
Vor Pizarro waren 1527 bereits die Pocken nach Quito gelangt, das der 11.Inka Huayna Capac zum zweiten Machtzentrum neben Cusco ausgebaut hatte, und hatten dort auch den Inkaherrscher und dessen designierten Thronfolger dahingerafft. Zwischen den beiden verbliebenen Söhnen Huascar (Cusco) und Atahualpa (Quito) brach daraufhin ein Bruderkrieg aus, der das Inkareich spaltete und bereits erheblich geschwächt hatte, als Francisco Pizarro 1532 mit knapp 200 Begleitern an der Küste Perus eintraf.
Sie machten sich auf nach Cajamarca und richteten sich dort in einer verlassenen Festung ein, um auf Atahualpa zu warten und ihn gefangen zu nehmen. Der Coup gelang, tausende Gefolgsleute des Inkaherrschers wurden niedergemetzelt, und Atahualpa bewahrte auch eine schwindelerregende Lösegeldzahlung von umgerechnet 85m³ Gold und Silber nicht vor seiner längste geplanten Hinrichtung am 26. Juli 1533.
In der Folgezeit marschierten Pizarro und seine Truppen nach Cusco, dessen Eliten bereits dem Bruderkrieg der Inka zum Opfer gefallen waren, und plünderten die Stadt. Später eroberten die Spanier auch Quito.
1536 scheiterte der letzte Versuch der Inka, unter der Führung Manco Capacs, die Herrschaft über ihr Land zurück zu gewinnen, und das Inkareich war Geschichte.
Schätzungen gehen davon aus, dass binnen der 50 Jahre nach Ankunft der Spanier die Bevölkerungszahl in Peru von etwa 7 Millionen auf 500000 sank. Wie auch in Mexiko rafften Pocken, Masern und die ausbeuterische Zwangsarbeit unter dem spanischen Encomienda-System die Menschen dahin.
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3. Von der spanischen Kolonialherrschaft zur Republik (1532 – 1821)
Das spanische Vizekönigtum Neukastilien umspannte – mit Ausnahme Venezuelas – das gesamt spanischsprachige Südamerika. Das riesige Gebiet erwies sich spätesten im 18.Jahrhundert als zu groß, um von der 1535 gegründeten Hauptstadt Lima aus verwaltet werden zu können.
So entstand im Norden 1739 das Vizekönigtum Neu-Granada mit Quito als Hauptstadt und im Süden 1776 Rio de la Plata mit der Hauptstadt Buenos Aires.
Das Vizekönigtum Peru war für die Spanier von besonderer Bedeutung, da es mit der Provinz Potosí die reichsten Vorkommen von Edelmetallen beherbergte, deren Ausbeutung das Hauptinteresse der Kolonialmacht galt.
Auch nach den Nuevas Leyes, die Bartolomé de las Casas 1542 Karl V. abgetrotzt hatte, änderte sich für die indigene Bevölkerung wenig.
Obwohl die Leibeigenschaft der Encomienda formal abgeschafft wurde, blieben die Bedingungen der Zwangsarbeit faktisch bis mindestens Ende des 18.Jahrhunderts bestehen.
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts kam es zu revivalistischen Inka-Aufständen unter der Führung des als José Gabriel Condorcanqui Noriega geborenen Tupac Amaru II und dessen Frau Micaela Bastidas, die nach Anfangserfolgen von spanischen Truppen blutig niedergeschlagen wurden.
Ursache der Rebellion waren die so genannten Bourbonischen Reformen, mit denen die spanische Kolonialmacht die entstandenen lokalen Eliten aus Kreolen und Mestizen sowie indigenen kurakas oder Kaziken entmachteten, Steuern erhöhten und die als öffentliche Vorhaben getarnte Zwangsarbeit der indigenen Bevölkerung ausweiteten.
Der als José Gabriel Condorcanqui geborene, sich Túpac Amaru II nennende Anführer des als “Gran Rebellión” bekannten Aufstandes war eine der schillerndsten Figuren des 18.Jahrhunderts.
Vor allem sein grausiges Ende ist eine der ikonographisch bekanntesten Szenen der peruanischen Geschichte. Nachdem er der Hinrichtung seiner Frau, zweier seiner Söhne und seiner Führungsoffiziere hatte mitansehen müssen, schnitt man ihm die Zunge heraus und wollte ihn durch vier Berittene vierteilen lassen, was jedoch zunächst misslang und schließlich per Schwert erledigt wurde.
Túpac Amaru II, der sich genealogisch auf Túpac Amaru, den letzten Herrscher des Inka-Reststaates in Vilcabamba zurückführte, inspirierte sowohl die reformistische Militärregierung des Juan Velasco Alvarado (1968 – 1975) als auch die nach ihm benannte linke Guerrillaorganisation MRTA (Movimiento Revolucionario Túpac Amaru).
Erst als die Herrschaft Spaniens in den Kolonien der Neuen Welt durch die napoleonische Besetzung der iberischen Halbinsel geschwächt war, kam es zu erfolgreichen Unabhängigkeitsbewegungen, zunächst in Venezuela und Argentinien. Peru wurde durch José de San Martín und Simón Bolivar als letztes Land Südamerikas – quasi durch Eroberung – von der spanischen Kolonialherrschaft befreit, und am 28.Juli 1821 erklärte José de San Martín in Lima die Unabhängigkeit Perus.
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4. Die peruanische Republik
Einem dieser Caudillos, Ramón Castilla (1844-1863) gelang die Konsolidierung des peruanischen Staates.
Unter seiner Regentschaft wurden auch die Sklaverei, die indigene Zwangsarbeit und die Todesstrafe abgeschafft.
Mitte des 19.Jahrhunderts bezog Peru einen Großteil seiner Staatseinnahmen aus dem Export von Guano, der sich an seinen regenarmen Küsten oft meterhoch türmte. Zwischen 1850 und 1870 wurden allein aus Peru 30 Millionen Tonnen Guano nach Europa verschifft und brachten dem Land insgesamt 2 Milliarden Dollar ein.
Peru verlor im Salpeterkrieg (1879 – 1884), in den es gemeinsam mit Bolivien gegen Chile zog, u.a. seine Salpetervorkommen in der Atacamawüste an Chile, Bolivien seinen Zugang zum Meer.
In der Folgezeit stagnierte die peruanische Wirtschaft, und viele Gesellschaften und Betriebe gelangten in ausländische Hand.
Das erste Drittel des 20. Jahrhunderts prägte Augusto B. Leguía (1908-12, 1919-30), der für einen Großteil seiner Amtszeiten diktatorisch regierte trotz der von ihm selbst verabschiedeten, liberalen Verfassung. Indem er weiter ausländisches Kapital ins Land holte, modernisierte er Peru nach den Interessen einer herrschenden Oligarchie, der er selbst angehörte.
Als die Weltwirtschaftskrise die Geldströme nach Peru versiegen ließ, wurde Leguía in einem Staatsstreich gestürzt und unter dem Vorwurf der Unterschlagung von Regierungsgeldern inhaftiert, bis er 1932 in einem Marinehospital starb.
1924 hatte der Philosophieprofessor Victor Raul Haya de la Torre, ausgehend von Forderungen nach einer Reform der Universitäten, mit der Alianza Popular Revolucionaria Americana (APRA) eine neue politische Partei gegründet. Sie forderte soziale Gerechtigkeit, die politische Einheit Lateinamerikas und wandte sich gegen den Einfluss des US-amerikanischen Kapitals.
Die Partei wurde mehrmals verboten, blieb aber eine prägende politische Kraft der peruanischen Politik des 20. Jahrhunderts.
Bis in die 1950er Jahre wechselten sich gewählte Regierungen und Militärjuntas an der Spitze Perus ab.
Eine Sonderrolle unter den Diktaturen, die Peru erlebt hat, nahm die revolutionäre Militärregierung unter Juan Velasco Alvarado zwischen 1968 und 1975 ein.
Anlass für den Putsch der Militärs war ein Skandal der Vorgängerregierung, die im Streit mit Standard Oil um die geplante Verstaatlichung von Ölfeldern der Öffentlichkeit die hohe Entschädigung verschwiegen hatte, mit der der US-Konzern besänftigt werden sollte.
General Velasco übernahm am 3. Oktober 1968 in einem unblutigen Militärputsch die Macht und setzte die demokratisch gewählte Regierung von Fernando Belaúnde ab, unter der er als Kommandeur der Streitkräfte gedient hatte.
Maßnahmen wie die Verstaatlichung von Schlüsselindustrien, eine Landreform sowie eine Bildungsreform kamen zwar vielen der ärmeren Bevölkerungsschichten zugute, doch letztlich scheiterte diese Wirtschaftspolitik an einer durch die wachsende Verschuldung verursachten Hyperinflation und der Energiekrise der frühen 70er Jahre. Der gesundheitlich schwer angeschlagene General wurde schließlich in einem weiteren Coup vom Militär im August 1975 abgesetzt.
Als die Militärregierung im April 1980 wieder Wahlen zuließ, wurde Fernando Belaúnde wieder gewählt. Seine zweite Amtszeit stand unter den Vorzeichen wirtschaftlicher Depression sowie dem Aufkommen der Guerilla-Bewegung des Sendero Luminoso (Leuchtender Pfad) und war geprägt von der Zurücknahme der Reformen der Velasco-Regierung und einer Wiederannäherung an die USA.
Belaúndes Regierung wurden zahlreiche Menschrechtsverstöße vorgeworfen; so schätzen Organisationen wie APRODEH (Asociación Pro Derechos Humanos), dass während seiner zweiten Amtszeit 1230 Menschen verschwanden.
Bei den Wahlen 1985 wurde Belaúnde vom APRA-Kandidaten Alan García besiegt.
Dessen Partei hatte sich bereits zu diesem Zeitpunkt weit von ihrer ursprünglichen Programmatik entfernt.
Der Leuchtende Pfad wurde in den späten 1960er Jahren von Abimael Guzmán, einem ehemaligen
Philosophieprofessor, gegründet (Kampfname Presidente Gonzalo). Seine Lehren folgten einer militanten maoistischen Doktrin.
Auftakt des mehr als eine Jahrzehnt dauernden Kampfes war ein Wahlboykott, bei dem Anhänger des Leuchtenden Pfades 1980 im kleinen Dorf Chuschi bei Ayacucho Wahlurnen verbrannten. Da die peruanische Regierung die Organsation zunächst nicht ernst nahm, gelang es ihr mühelos, in den abgelegenen Andendörfern um Ayacucho Fuß zu fassen. Der Leuchtende Pfad griff in gezielten Anschlägen insbesondere peruanische Streitkräfte, Politiker und andere linke Bewegungen an. Die Regierung, sowohl die unter Alan García als auch die von Alberto Fujimori, ging mit aller Härte gegen die Bewegung vor und schreckte auch vor Massakern, Folter und systematischen schweren Menschenrechtsverletzungen nicht zurück.
Die mehrheitlich indigene Landbevölkerung geriet dabei immer wieder zwischen die Fronten und hatte die meisten Todesopfer zu beklagen. Während des bewaffneten Konfliktes kamen nach Angaben der 2001 eingesetzten Wahrheitskommission insgesamt etwa 70.000 Menschen ums Leben.
Der japanisch-peruanische Politiker Alberto Fujimori folgte im Juli 1990 auf Alan García als Präsident, nachdem er sich als politischer Außenseiter überraschend gegen den Mitte-Rechts- Kandidaten und späteren Literaturnobelpreisträger Mario Vargas Llosa durchgesetzt hatte.
Der mit dem Spitznamen “El Chino” belegte Fujimori wurde zu einer der kontroversesten Figuren in der jüngeren Geschichte Perus. Seine erste Amtszeit wurde oft als “Fujischock” charakterisiert.
Mit weitreichenden neoliberalen Reformen bekämpfte er die während der Präsidentschaft Alan Garcías eingetretene Hyperinflation durch Privatisierungen und eine radikale Sparpolitik, die zwar zu einer Stabilisierung der reformierten Währung und einem beträchtlichen Wirtschaftswachstum führte, jedoch zu Lasten der ärmeren Bevölkerungsmehrheit ging.
Mittels eines “Selbstputsches” (autogolpe) vewandelte Fujimori Peru 1992 von einer Wahldemokratie in ein autoritäres System, indem er den Kongress auflöste und die Verfassung außer Kraft setzte.
Zwar setzte er diese Institutionen ein Jahr später wieder ein, doch in der Verfassung von 1993 blieben erweiterte Kompetenzen des Präsidenten bestehen.
Wesentliches Element und größter Erfolg seiner Regierungszeit war der radikale Kampf gegen die Aufstandsbewegungen des Sendero Luminoso und des Movimiento Revolucionario Túpac Amaru (MRTA, Revolutionäre Bewegung Túpac Amaru), während dem im September 1992 die Festnahme Abimáel Guzmáns („Presidente Gonzalo“) gelang. Der Erfolg wurde jedoch um den Preis schwerer Menschenrechtsverletzungen wie Massaker an Dorfbevölkerungen durch Todesschwadrone (wie z.B. die Grupo Colina) erreicht. Eine zentrale Rolle spielte der de facto Geheimdienstchef und enge Vertraute Fujimoris Vladimiro Montesinos.
Bereits während seiner Wiederwahlkampagne im Jahr 2000 tauchten zahlreiche Betrugsvorwürfe auf, die auch nicht entkräftet wurden, nachdem Fujimori die Wahl gewonnen hatte. Letztlich führte aber der so genannte der Montesinos-Skandal zu seiner Entmachtung. Ein Video zeigte die Übergabe von Bestechungsgeld durch Montesino an den Oppositionspolitiker Alberto Kouri für dessen Übertritt in die Partei des Präsidenten. Fujimori kündigte Neuwahlen für 2001 an, setzte sich dann jedoch nach Japan ab, von wo er per Fax als peruanischer Präsident zurücktrat, jedoch war ihm zu diesem Zeitpunkt bereits ein von der Opposition durchgesetztes Amtsenthebungsverfahren zuvorgekommen.
Seiner Verhaftung bzw. Auslieferung nach Peru konnte er trotz internationalen Haftbefehls bis September 2007 entgehen. 2009 wurde Fujimori wegen Korruption, begangenen Massakern und Folter zu 7 bzw. 25 Jahren Gefängnis verurteilt.
An Weihnachten 2017 wurde Fujimori als Teil eines schmutzigen Deals zwischen dem amtierenden Präsidenten Pedro Pablo Kuczynski und der Fujimori-Familie begnadigt, und Kuczynski entging einem Amtsenthebungsverfahren, da Abgeordnete der Fujimori-Partei, darunter dessen Sohn Kenji, der entscheidenden Abstimmung überraschend fernblieben… .
Im Jahr 2004 schätzte Transparency International Fujimoris unrechtmäßig angehäuftes Vermögen während seiner zehn Jahre an der Macht auf etwa 600 Millionen Dollar.
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