Santiago de Chile

Wer nach einem anstrengenden Flug, meist aus dem europäischen Winter, in Chiles Hauptstadt landet, trifft auf eine Mischung aus Vertrautem und Fremdem, der in anderen lateinamerikanischen Metropolen unweigerlich einsetzende Kulturschock bleibt aus.

Vertraut erscheint nicht nur Santiagos Architektur in ihrer Mischung aus restaurierten Gebäuden europäischer Stilepochen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts neben modernen Zweckbauten oder repräsentativen Glaspalästen, auch die Bevölkerung der Metropole ähnelt der in europäischen Hauptstädten in ihrer gutgekleideten Geschäftigkeit. Selbst die Geräuschkulisse bleibt verhalten, Klischees vom überschäumenden Temperament der “Latinos”, das sich in lautem, extrovertiertem Verhalten äußert, bleiben unerfüllt.
Das offenkundig Fremde wie der Umstand, dass die Sonne mittags im Norden steht, oder die majestätische Andenkette, zu deren Füßen Santiago de Chile eingebettet in ein Hochtal liegt, bleibt oft verborgen, gibt die Dunst- und Abgasglocke über dem Großraum Santiago doch nur selten den Blick frei.
Ein Drittel aller Chilenen lebt in diesem Ballungsraum, der nicht nur das unbestrittene wirtschaftliche und politische Zentrum des Landes, sondern auch dessen kultureller Mittelpunkt ist.

Der Stadtplan des historischen Zentrums folgt dem typischen Schachbrettmuster der spanisch-kolonialen Stadtplanung und erleichtert die Orientierung. Santiagos Plaza de Armas bietet sich als Ausgangspunkt für einen Rundgang im historischen Zentrum an. Der quadratische Platz mit Musikpavillon, Grünanlagen und Parkbänken wird im Westen von der doppeltürmigen Kathedrale aus dem 18. Jahrhundert flankiert, deren Inneres üppiges Barockdekor birgt. An der Nordseite der Plaza schließen sich das als Gouverneurspalast erbaute historische Postgebäude, das Museo Histórico Nacional im ehemaligen königlichen Audienzgebäude und das Rathaus Santiagos an. Auf den Cerro San Cristóbal, von dem man die besten Blicke über Santiago de Chile hat, führt sowohl eine Zahnrad- als auch eine Seilbahn.

Nicht verpassen sollte man den Besuch des 2010 eröffneten, auch architektonisch interessanten Museo de la Memoria y los Derechos Humanos, das die Zeit der Pinochet-Diktatur dokumentiert und aufarbeitet.

Zu den interessantesten Gegenden außerhalb der Innenstadt zählen das als Künstler- und Kneipenviertel geltende Bellavista, das Studentenviertel des Barrio Brasil (rund um die gleichnamige Plaza), die malerische Straße Concha y Toro (Metro República) oder auch die Kneipenszene um die Plaza Ñuñoa im gleichnamigen Stadtbezirk.