Córdoba

Argentiniens zweitgrößte Stadt war war bis Mitte des 18. Jahrhunderts die bedeutendste des Landes. Ihre Bewohner blickten bestenfalls mitleidig auf das immer wieder um seine Existenz kämpfende Buenos Aires herab.

Seinen Beinamen als La Docta (die Gelehrte) oder Ciudad de las Camapanas (Stadt der Glocken) trägt Córdoba zu Recht, prägen doch bis heute Kirchenbauten, Universitäten und deren Studenten das Stadtbild der Zwei-Millionen-Metropole am Fuße der bis zu 2800 m hohen Sierras de Córdoba, die die Anden von den Pampas trennen.

Ein Rundgang durch das historische Zentrum

Ausgangspunkt für erstmalige Besucher der Stadt ist das historische Zentrum um die baumbestandene, mit einem Reiterstandbild des namensgebenden Nationalhelden versehene Plaza San Martín. Ihre Westseite wird von der wuchtigen, neobarocken Kathedrale und zugleich ältesten Kirche des Landes, der Catedral de Nuestra Señora de la Asunción de Córdoba, beherrsch. Wie andernorts auch bei spanischen Stadtgründungen, ist in unmittelbarer Nachbarschaft der geistlichen Macht mit dem alten Rathaus, dem Cabildo de Córdoba, die weltliche Macht ansässig. Das nach einem ersten Lehmziegelbau von 1588 zweite Gebäude (1610) wurde erst Ende des 19. Jahrhunderts mit dem klassizistisch–manieristisch anmutenden zweiten Stockwerk versehen. Heute sind in dem Bau das Stadtmuseum und die Touristeninformation untergebracht.

Geht man durch die schmale Passage zwischen Kathedrale und Rathaus, trifft man auf das Museum der Erinnerung (Museo de la Memoria). Einst wurde in dem Gebäude ein Geheimgefängnis und Folterzentrum der gefürchteten Abteilung des Geheimdienstes (D2) betrieben, die sich der Entführung und Folterung mutmaßlicher politischer Agitatoren und der “Rückführung” ihrer Kinder in politisch weniger verdächtige Familien widmete.

Am Ende der Passage stehen Kirche und Kloster von Santa Catalina de Siena (Iglesia y Monasterio de Santa Catalina de Siena) Das Kloster wurde 1613 gegründet und gilt als erste weibliche Ordensgemeinschaft Argentiniens. Der Gebäudekomplex weist unterschiedliche architektonische Merkmale auf. Die klar definierte Kirchenfassade im neoklassizistischen Stil steht in Kontrast zu dem massiven Barock, der den Eingang zum Kloster prägt, wo eine Marmorskulptur der Heiligen Katharina von Siena, der Schutzpatronin der Kirche, hervorsticht.

Einen halben Straßenblock südlich der Plaza San Martín steht das Kloster der unbeschuhten Karmeliterinnen (Monasterio San José de Carmelitas Descalzas) mit der Kirche Santa Teresa, einem hübschen, rosafarbenen Barockbau, der nach Gründung um 1628 im Jahr 1687 aus einem normalen Wohngebäude zu einem Gotteshaus umgewandelt wurde. Bei dem Kloster handelt es sich um das älteste des Ordens in Südamerika.

Als kulturhistorisches Highlight Córdobas gilt die als Ursprung der Jesuitenmissionen in Lateinamerika geltende und im Jahr 2000 in den Status des Weltkulturerbes erhobene Manzana Jesuítica, jenes aus sakralen und weltlichen Gebäuden bestehenden Häuserblocks rund 100m südwestlich der Plaza. Dessen Herzstück ist die 1671 erbaute Iglesia de la Compañía de Jesús. Die älteste noch erhaltene Kirche Argentiniens wurde vom flämischen Padre Philippe Lemaire – einem Bootsbauer – entworfen, was sich in ihrer Gewölbedecke in Form eines umgedrehten Schiffsrumpfes aus paraguayischem Zedernholz widerspiegelt. Aus demselben Material ist auch das kunstvoll geschnitzte Altarbild der ebenfalls von 1671 stammenden Capilla Doméstica Jesuita gearbeitet, die als Meisterwerk der argentinischen Kolonialarchitektur gilt.

In der Manzana de los Jesuitas befinden sich außerdem das Colegio Convictorio de Nuestra Señora de Montserrat (1687 im plateresken Stil erbaut; damals wie heute ein Schulgebäude) und das ehemalige Rektorat der Universidad Nacional de Córdoba (Calle Obispo Trejos 242); mit seiner Gründung 1613 durch die Jesuiten ist es eines der ältesten erhaltenen Gebäude der Stadt. Die 1767 von der spanischen Kolonialmacht vertriebenen Jesuiten kauften etliche Landgüter in der Region, um den Bau und Erhalt ihrer Gebäude in Córdoba zu sichern. Auch sie gehören heute zum UNESCO Welterbe.

Außerhalb des Zentrums

Der Paseo del Buen Pastor (Avenida Hipólito Yrigoyen 325) ist ein, zwischen 2002 und 2007 zu einem Kulturzentrum umgebautes, ehemaliges Frauengefängnis, das sich in dem begehrten (und teuren) Wohnviertel Nueva Córdoba als beliebter Treffpunkt der Öffentlichkeit etabliert hat.

Der Parque Sarmiento gilt als grüne Lunge der Stadt mit künstlichem See, Spazierwegen und Picknickplätzen; auf dem Parkgelände befindet sich u.a. auch der 80m hohe Faro del Bicentenario, ein 2014 zur Zweihundertjahrfeier der Mairevolution errichteter Leuchtturm.

Im traditionellen, als Bohème–Viertel geltenden Barrio Güemes, zwischen dem Calicanto von La Cañada und der Calle Belgrano, liegt der Paseo de las Artes. Er ist seit mehr als 40 Jahren Schauplatz der Feria de las Artesanías, einem bei Einheimischen und Touristen beliebter Kunsthandwerks- und Trödelmarkt vor der Kulisse der Art-déco-Architektur der dreißiger Jahre und dem baumbestandenen Kanal La Cañada.

An der selben Straßenecke (Pje. Revol/ Belgrano) befindet sich das Kunsthandwerksmuseum Museo Iberoamericano de las Artesanías, in dem u.a. indigenes Kunsthandwerk, vor allem aus Korb, Keramik und Holzschnitzereien ausgestellt wird. Die Artefakte stammen vor allem aus Brasilien, Peru und Chile. Die Calle Belgrano ist gespickt mit Bars und Kneipen, die meist comida típica wie Empanadas oder den Eintopf Locro servieren. Dazu kann man den für Córdoba emblematischen Fernando/ Fernandito, eine fragwürdige Mischung aus Fernet und Coca Cola, probieren.