Orange Walk & Lamanai
Die meisten Reisenden in Belize lassen das am Westufer des New River gelegene Orange Walk links liegen, obwohl es ein strategisch günstiger Ausgangspunkt zum Besuch wichtiger Mayastädte wie Lamanai und anderer Attraktionen im Nordteil des Landes ist.
Die 15000 Einwohner zählende Hauptstadt des gleichnamigen Distrikts ist eine verschlafene Kleinstadt mit dem für Belize typischen Mix an Kulturen. Hier leben Mestizen, Kreolen, Mennoniten, Chinesen, Inder und Menschen aus anderen Teilen Mittelamerikas.
Orange Walk ist ein wichtiges landwirtschaftliches Zentrum, das wegen der Bedeutung der Zuckerrohrverarbeitung für die Stadt auch “Sugar City” genannt wird.
Sehenswert ist der aus einem Museum, einem kleinen Amphitheater, einem Restaurant und dem regionalen Kulturzentrum bestehende Komplex des Banquitas House of Culture.
In dem nur einen Raum umfassenden Museum finden monatlich wechselnde Ausstellungen zur kulturellen Vergangenheit und den Naturatttraktionen der Region statt.
Lamanai – “Tauchendes Krokodil” – nimmt eine herausragende Stellung in der Geschichte der Maya ein.
Es ist die am längsten besiedelte aller Mayastädte und war noch im 17.Jahrhundert bewohnt.
Sein Niedergang vollzog sich weitaus langsamer und gradueller als in anderen Mayazentren, und die Bevölkerung behielt ihre zeremoniellen Aktivitäten bei.
Man nimmt an, dass es in Lamanai entweder sehr starke lokale Führungspersönlichkeiten gegeben hat, oder dass die Ressourcen an Nahrungsmitteln und Handelsgütern weitgehend intakt blieben.
Unter Lamanais Bauwerken ist die auch Maskentempel genannte Struktur P9-56 sowohl die ikonographisch bekannteste, als auch die am besten erforschte. Unter dem Gebäude aus der späten Frühklassik entdeckte man ein gut erhaltenes Gebäude, das durch spätere Bauphasen modifiziert worden war. Die monumentalen Masken, die zu beiden Seiten der Frontreppe angebracht sind, zeichnen sich durch einen ungewöhnlich guten Erhaltungszustand aus, und obwohl bisher nur die auf Südseite freigelegt worden sind, zeigen Probegrabungen, dass auch die Masken an der Nordseite vergleichbar gut erhalten sind.
Um die Masken freizulegen, wurde die Außenmauer einer späteren Bauphase bis in Bodennähe entfernt. Die mit einem ungewöhnlichen grauen Stuck überzogenen Masken erinnern in ihrer Bildsprache, insbesondere die breiten Nasen und aufgeworfenen Lippen, stark an die olmekischen Kolossalköpfe der Golfküste. Der Archäologe Pendergast, der auch für die Grabungen in Altún Há verantwortlich war, erkannte im Kopfschmuck der Masken Krokodildarstellungen wie er sie auch in Keramikfunden wiederzufinden glaubte.
Dieses wiederkehrende Krokodilmotiv belegt, dass “Lamanai” bzw “Lama’anayin” tatsächlich der selbstgewählte Name der Stadt ist, und gibt einen Hinweis darauf, dass das Krokodil im Glaubensgebäude der lokalen Gesellschaft einen hervorgehobenen Status als Objekt der rituellen Verehrung innehatte.
Vom N10-43 genannten, 33 Meter hoch aufragenden Tempel der Anlage bieten sich beeindruckende Panoramablicke über die New River Lagoon, die Besucher Lamanais bereits bei der Anfahrt per Boot genießen können.
Rätselhaft erscheint Lamanais Ballspielplatz, der als einer der kleinsten in der Mundo Maya zugleich den größten jemals gefundenen Marker aufweist. Unter dem Marker wurde ein Zeremonialgefäß mit flüssigem Quecksilber gefunden, das vermutlich aus Guatemala stammt. Im Rahmen geführter Rundgängen wird häufig ausgerechnet die gewaltigeste bauliche Leistung der Stätte ausgelassen: Im Norden des Zeremonialzentrums steht nahe des Ufers eine gewaltige Plattform von 110 x 90 Metern, die mehrere Gebäude, die bis zu 28 Meter aufragen, trägt. In direkter Nachbarschaft sind die Reste eines vom Flussufer ins Land führenden Kanals, des alten Hafens von Lamanai, zu sehen.