Rund die Hälfte der Weltbevökerung wird dieses Jahr zu den Urnen gerufen, darunter sind auch mehrere Staaten in Lateinamerika (Panama, Mexiko, Uruguay) und im südlichen Afrika (Südafrika und Namibia).
In Panama finden am 5. Mai 2024 Präsidentschaftswahlen statt. Nachdem der wegen Geldwäsche zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilte Ex-Präsident Ricardo Martinelli von der Wahl ausgeschlossen wurde, kandidieren noch fünf Männer und zwei Frauen für das höchste Staatsamt.
Für einen Großteil der 3,2 Millionen Wahlberechtigten (in Panama herrscht Wahlpflicht) ist die Korruption das größte Problem, doch auch Umweltfragen haben eine wachsende politische Bedeutung: So leidet der Panamakanal aufgrund des Klimawandels und El Niño unter Wassermangel, die gerichtlich angeordnete Schließung des größten Kupfertagebaus in Mittelamerika, Cobre Panama, wurde von Tausenden gefeiert, und immer mehr Panamer*innen sehen die Zukunft des Landes in der Produktion grüner Energien und einer ökologischen Entwicklung des Tourismus.
Als aussichtsreichste Kandidaten gelten José Raúl Mulino (der mit Martinelli als Vizepräsident kandidierte), Zulay Rodríguez, neben Ricardo Lombana die einzige unabhängige Kandidatin sowie der ehemalige Präsident Martín Torrijos (2004-2009).
Da es in Panama keine Stichwahl gibt, gewinnt der-/ diejenige mit den meisten Stimmen im ersten Wahlgang.
Südafrika wählt am 29.Mai 2024 sowohl die 400 Abgeordneten der Nationalversammlung als auch die Regierungen in den neun Provinzen des Landes.
Präsident Cyril Ramaphosa hat mit 54% höhere Zustimmungswerte als seine Partei ANC (African National Congress) mit 40%, der erstmals in der Nach-Apartheid-Geschichte Südafrikas wohl nicht mehr die absolute Mehrheit erreichen wird. Doch anstatt dass Oppositionsparteien wie die DA (die liberal-konservative Democratic Alliance) oder die linkspopulistische EFF (Economic Freedom Fighters) davon profitieren, wächst die Politik- und Politikerverdrossenheit der Bevölkerung. Jacob Zuma, der mit zahlreichen Korruptionsvorwürfen konfrontierte Ex-Präsident, hat unterdessen mit der MK (uMkhonto Wesizwe – Speer der Nation) eine eigene Partei gegründet und kann vor allem in seiner Herkunftsprovinz KwaZulu-Natal mit Zustimmung rechnen.
Als größte Probleme benennen die Südafrikaner*innen die hohe Arbeitslosigkeit (bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen sind es 60%!) deutlich vor Korruption, Kriminalität und regelmäßigen Stromausfällen.
Am 2. Juni 2024 wird Mexiko erstmals in seiner Geschichte eine Präsidentin wählen.
Dass eine Frau die Nachfolge von Präsident Andrés Manuel López Obrador (AMLO) antreten wird, steht bereits fest, da sich mit Claudia Sheinbaum für Morena und Xóchitl Gálvez Ruiz für das Oppositionsbündnis Frente Amplio por México zwei Frauen im Konkurrenzkampf um das höchste Staatsamt gegenüberstehen.
Während die Ingenieurin und Physikerin Sheinbaum als ehemalige Regierungschefin von Mexiko-Stadt und langjährige Weggefährtin AMLOs glaubwürdig für die Weiterführung und -entwicklung von dessen Politik steht, scheint die Computertechnikerin, Programmiererin und Systemanalytikerin Gálvez Ruiz als sozialdemokratisch gesinnte Kandidatin nicht so recht zur von ihr vertretenen Koalition zu passen. Neben der PRD, der sie selbst angehört, steht sie auch für die beiden wesentlich größeren PRI und PAN, die als ehemalige Regierungsparteien weitgehend diskreditiert sind.
Umfragen sehen Sheinbaum als Favoritin. Neben dem Präsidentenamt werden am 2.Juni auch Sitze im Senat und der Abgeordnetenkammer vergeben.
Im Oktober 2024 wählt Uruguay
Bei den Präsidentschafts- und Parlamentswahlen in Uruguay werden sich gleich drei Frauen als aussichtsreiche Kandidatinnen gegenüberstehen: Zum einen die Ökonomin und Unternehmerin Laura Raffo sowie die Anwältin und Unternehmerin Roxana Corbran für die PN und zum anderen die Elektroingenieurin Carolina Cosse für die FA. Bereits 2020 standen sich Raffo und Cosse im Wahlkampf um den Posten des Regierungschefs von Montevideo gegenüber, aus dem Cosse als Siegerin hervorging.
Umfragen sehen das eher linke Parteienbündnis Frente Amplio (FA) im Vorteil gegenüber der rechts-liberal ausgerichteten derzeitigen Regierungskoalition um die Partido Nacional (PN).
Zu Beginn des Wahljahres konstituierte sich zudem eine Koalition aus linken Basis- und Gewerkschaftsgruppen zu einem links von der FA angesiedelten und “Volkseinheit-Arbeiterfront” genannten Wahlbündnis.
Als wichtige Themen der Bevölkerungsmehrheit gelten das (kostenlose) öffentliche Gesundheitssystem, Rentenniveau und Renteneintrittsalter sowie die die Konzentration von Agrarland in den Händen ausländischer Großkonzerne, einschließlich des damit einhergehenden enormen Wasserverbrauchs zum Nulltarif.
Die uruguayische Oberschicht in den teuren Wohnvierteln von Montevideo und Punta del Este nennt hingegen die Bekämpfung der (Drogen-) Kriminalität als wichtigstes Anliegen.
27. November 2024: Namibia wählt eine Nachfolgerin/ einen Nachfolger für den verstorbenen Präsidentern Hage Geingob.
Die namibischen Präsidentsschaftswahlen finden gemeinsam mit den Parlamentswahlen statt. Sensationen sind von deren Ausgang nicht zu erwarten, da die SWAPO (South West Africa People’s Organisation) seit der Unabhängigkeit des Landes von Südafrika 1990 unangefochten regiert. Es wird jedoch erwartet, dass ihr Stimmenanteil, der von einst beeindruckenden 87 % (2014) bereits bei den Wahlen von 2019 auf “nur noch” 65% gefallen war, weiter sinkt. Als wahrscheinlichste Präsidentschaftskandidatin der SWAPO gilt die 71jährige frühere Vize-Premierministerin Netumbo Nandi-Ndaitwah, die u.a. einen Masterabschluss in Diplomatischen Studien und langjährige politische Erfahrung besitzt. Im Falle ihre Wahlsiegs hätte Namibia damit erstmals in seiner Geschichte eine Präsidentin.
Ein Gegenkandidat könnte ihr in Panduleni Itula erwachsen, ehemaliger Chefarzt des Katutura State Hospitals und Jurist, der nach seinem Ausschluss aus der SWAPO 2020 die Partei Independent Patriots for Change gegründet hat und bereits bei den Wahlen 2019 als unabhängiger Kandidat sensationelle 29,4% der Stimmern geholt hatte.