Südafrika: Hunderte Tote und schwere Verwüstungen in KwaZulu Natal

Nach tagelangem Starkregen und den dadurch ausgelösten Sturzfluten und Schlammlawinen zieht die Region um Durban eine verheerende Bilanz:
Die Zahl der Todesopfer beläuft sich auf 443 (Stand: 18.April 2022), wobei eThekwini 399 Tote zu beklagen hat, der Bezirk iLembe 30, King Cetshwayo fünf, Ugu sieben und uMzinyathi zwei. Die Armee schickt 10.000 Angehörige, um bei der Katastrophenhilfe und dem Wiederaufbau der Provinz zu helfen.
63 Menschen werden noch immer vermisst, und die Schäden an der Infrastruktur (Straßen, Brücken, Gebäude, Schulen sowie Elektrizitäts- und Wasserversorgung) werden erst nach und nach deutlich.
Auch Afrikas bedeutendster Hafen in Durban musste vorübergehend seinen Betrieb einstellen.
Wenig überraschend waren es vor allem so genannte informelle Siedlungen, die den höchsten Preis bezahlten, sowohl was die Opferzahlen als auch zerstörte Wohngebäude anbelangt.

Was steckt hinter der Flutkatastrophe in KZN?

Südafrika, das am stärksten industrialisierte Land des Kontinents, ist von den tropischen Wirbelstürmen, die seine Nachbarländer regelmäßig heimsuchen, weitgehend verschont geblieben.
Auch die Stürme der vergangenen Wochen waren nicht tropischen Ursprungs.

Welche Rolle spielt der Klimawandel?

Meteorologen zufolge waren die Regenfälle Teil eines normalen südafrikanischen Wettersystems, eines so genannten “Cut-Off-Tiefs”, das schwere Regenfälle und kaltes Wetter bringen kann.
“Abgeschnittene Tiefdruckgebiete sind häufig. Sie treten besonders häufig im Herbst und Frühjahr auf und sind unterschiedlich stark”, sagte Puseletso Mofokeng vom südafrikanischen Wetterdienst.
Einige dieser Systeme sind sehr intensiv und verursachen Starkregen, Hagel, starke und potenziell schädliche Winde und starke Schneefälle.
Bereits im April 2019 kamen in den Provinzen Ostkap und KwaZulu-Natal 85 Menschen bei einem Sturmtief ums Leben.
Den Unterschied bildete dieses Mal die Intensität der Überschwemmung. Dafür machen Experten den Klimawandel verantwortlich: Wärmere Meere laden die Atmosphäre mit mehr Feuchtigkeit auf, die sich dann als Niederschläge entlädt.
So hat Durban in weniger als 10 Jahren drei schwere Überschwemmungen erlebt, die laut einer Expertin der Universität Johannesburg in jedem Fall mit dem Klimawandel in Verbindung stehen.

Warum ist Durban anfällig für Übersschwemmungen?

Die Stadt liegt in einem hügeligen Gebiet mit vielen Schluchten und Klüften – eine Topografie, die laut der Stadtplanerin Hope Magidimisha-Chipungu von der University of KwaZulu-Natal Überschwemmungen begünstigt.
Wenn der Boden in den hügeligen Gebieten nicht richtig stabilisiert wird, ist es offensichtlich, dass es zu Erdrutschen kommen wird”, sagte sie.
Die Behauptung, dass das Regenwasserkanalsystem von Durban möglicherweise nicht gut gewartet wurde, bestreiten die Behörden der 187 Jahre alten Stadt .
Doch Durban ist nicht die einzige Stadt in Südafrika, die mit extremen Wetterbedingungen zu kämpfen hat. So ging Kapstadt während der Dürre 2018 fast das Wasser aus.
Klimavorhersagen und alle Modelle zeigen, dass feuchte Gebiete feuchter und trockene Gebiete trockener werden.

Welche Rolle spielt die Stadtplanung?

Durban ist eine der am schnellsten wachsenden Städte Südafrikas, deren Wirtschaftswachstum bis 2015 den Landesdurchschnitt übertraf.
Die massive, ungeplante Zuwanderung führte zu einer Wohnungsknappheit, die sich in einer explosionsartigen Ausbreitung von so genannten informellen Siedlungen niederschlug.
Die Raumplanung und das Erbe der Apartheid führten dazu, dass die arme Bevölkerung in der Peripherie und in den niedrig gelegenen Gebieten entlang der Flussufer angesiedelt wurde.
Etwa ein Viertel der 3,9 Millionen Einwohner der Metropolregion leben in 550 informellen Siedlungen rund um die Stadt. Mindestens 164 von ihnen wurden in Überschwemmungsgebieten gebaut.
Hinzu kommt, dass eine Reihe von Krisen in jüngster Zeit die Ressourcen zusätzlich erschöpft und den Siedlungsdruck verstärkt haben: die Coronavirus-Pandemie, die massive Arbeitslosigkeit und die Unruhen und Plünderungen, die letztes Jahr ausbrachen und auch über Südafrika hinaus für Schlagzeilen gesorgt haben.

Auswirkungen auf den Tourismus

Auch für alle Menschen und Betriebe, die im wichtigen und bereits von der Corona-Pandemie gebeutelten Tourismussektor tätig sind, stellt die Naturkatastrophe einen weiteren herben Rückschlag dar. Vor allem während der Ostertage waren und sind die Strände am Indischen Ozean ebenso wie die Nationalparks von KwaZulu Natal beliebte Urlaubsziele, auch bei südafrikanischen Touristen.