Punta del Este & Umgebung
Punta del Este verdankt seine Karriere als mondänstes Seebad Südamerikas den Weltkriegen des letzten Jahrhunderts.
Anstatt in die europäischen Seebäder, die zu Kriegsschauplätzen oder gar Schlachtfeldern geworden waren, schickten die reichen Argentinier ihre Familien ihre Familien nun per Dampfer nach Punta del Este in die Sommerfrische.
Dort entstanden nach europäischem Vorbild Sommerhäuser im Tudor-Stil oder dem der Belle Epoque, im Casino rollte die Kugel, es wurde Golf, Polo oder Bridge gespielt, oder zum High Tea geladen.
Den vorläufigen Höhepunkt als Tummelplatz der Reichen und Schönen erreichte “Punta” in den späten 1940er und 50er Jahren, während derer es als ebenso schick, jedoch weniger dekadent als Havanna oder San Juan galt.
Dieser Glanz der frühen Jahre ist heute weitgehend verblasst, und auch Punta del Estes Skyline wird heute von gesichtslosen Hotelburgen und Apartmenthäusern dominiert.
Während der Hochsaison im örtlichen Sommer vervielfacht sich die Einwohnerzahl des Städtchens auf einer Halbinsel zwischen dem Río de la Plata und dem Atlantik.
Aufgrund dieser Lage besitzen Punta del Estes Strände einen sehr unterschiedlichen Charakter: Während sie im Westen am Rio de la Plata, der keine Fluss sondern das Mündungsdelta des Paraná und des Uruguay ist, ruhig und geschützt sind (Playa La Mansa), brechen sich teils hohe Wellen an den Strände des offenen Atlantik im Osten (Playa La Brava).
Zum Pflichtprogramm eines Besuchs in Punta del Este gehören neben der “Dedos” genannten Handskulptur das “Casapueblo” genannte opulente Bauwerk. Entstanden ist das Casapueblo, das Betrachter wahlweise mit Hundertwasser oder Santorini assoziieren, in Erinnerung an eine der gruseligsten Geschichten des vergangenen Jahrhunderts: Carlos Páez Vilaró, der 2014 verstorbener uruguayische Maler und Bildhauer widmete das Gebäude seinem Carlitos genannten Sohn, der 1972 als 18Jähriger zusammen mit dem Team und den Betreuern seiner Rugby-Mannschaft des ‘Old Christian’s Club’ auf dem Flug zu einem Gastspiel in Santiago de Chile in den Anden abstürzte und zu den wenigen Überlebenden eines 72tägigen Martyriums im ewigen Eis gehörte, das seitdem mehrmals verfilmt wurde.
Sehenswert und als Halbtagesausflug abseits der Strände zu empfehlen ist das “Aboretum Lussich”, ein botanischer Garten von mehreren hundert Hektar, in dem sein Gründer, der illustre uruguayische Reeder Antonio Lussich 400 exotische und 70 in Uruguay beheimatete Baumarten anpflanzte und damit sein Lebenswerk schuf. Das Gelände ist durch schöne Wege erschlossen, der Eintritt ist frei.
Als Treffpunkt des Jet Sets gelten heute die Strände im Osten Punta del Estes, wo statt Apartmentkomplexen sündteure Strandvillen entstehen und am Horizont der Leuchtturm von José Ignacio auftaucht. Antiquitäten- und Edeltrödelläden neben scheinbar simplen Restaurants internationaler Sterneköche mischen sich in die weiträumige Bebauung von Strandgemeinden wie La Barra, Manantiales oder schließlich José Ignacio westlich der gleichnamigen Lagune.
Selbst von der Zeit vergessene Dörfer im Hinterland wie Pueblo Garzón sind zum Rückzugsgebiet von Promis aus aller Welt oder Ministern und Staatschefs geworden.
Nach dem Ende der kurzen Saison im Januar und Februar schließen viele der Edelrestaurants ebenso wie die schicken Boutiquen.