Montevideo
Uruguays Hauptstadt mit ihren knapp 1,5 Millionen Einwohnern gilt vielen als die charmantere kleine Schwester der fast zehnmal größeren Metropole Buenos Aires am anderen Ufer der Río de la Plata-Mündung.
Ausgangspunkt eines jeden Besuchs der Stadt ist der ikonographisch unverwechselbare Palacio Salvo, ein gewaltiges Monument des südamerikanischen Art Déco. (Das bis 1935 höchste Gebäude Südamerikas kann einschließlich seiner Aussichtsplatttform besichtigt werden). Er dominiert die ebenfalls beeindruckende Plaza Independencia, in deren Mitte sich das Reiterstandbild José Gervasio Artigas’ erhebt, der als Begründer der uruguayischen Unabhängigkeit gilt. Sein Mausoleum liegt zu Füßen des Standbildes und kann (kostenlos) besucht werden.
Die Altstadt
An Montevideos Vergangenheit als spanisch-koloniale Stadtgründung gegen das weitere Vordringen der Portugiesen in diesem Teil Südamerikas erinnert die Puerta de la Ciudadela als verbliebenes Zugangstor zur einstigen Zitadelle, einer großen militärischen Festung, die von den Spaniern zur Verteidigung der ummauerten Stadt im 18. Jahrhundert erbaut wurde. Sie bildet zugleich den Eingang zu Montevideos Altstadt, die halbinselgleich nach Westen in die Bucht von Montevideo ragt.
Durchquert man das Tor nach Westen und folgt der Fußgängerstraße Sarandí, gelangt man zunächst zur schönen, baumbestandenen Plaza de la Constitución (Plaza Matríz), die auf ihrer Ost- bzw. Westseite von dem Cabildo de Montevideo, dem zum historischen Museum umgewandelten Ratsgebäude der Stadt und von der neoklassizistischen Kathedrale eingerahmt wird.
Doch zuvor sollte man zumindest einen Blick auf oder in das Teatro Solís werfen, das an der Südwestecke der Plaza Independencia steht. Sein der Mailänder Scala nachempfundener Bau wurde 1856 mit Verdis Ernani eingeweiht und nicht nach einem Künstler, sondern nach dem Seefahrer Juan Díaz Solís benannt, der 1516 den Río de la Plata ‘entdeckte’. Zwar ist es das zweitgrößte Theater Südamerikas in dem schon alle Weltstars der Oper gastiert haben, jedoch ist es nicht ganz so beeindruckend wie das den ersten Platz einnehmende Teatro Colón in Buenos Aires (Besichtigungen/ Führungen sind möglich).
Die Fußgängern vorbehaltene Calle Sarandí durchzieht Montevideos Ciudad Vieja bis zur Rambla Francia, dem südwestlichsten Abschnitt der insgesamt 22km langen Uferpromenade. Die Straßen und Gassen in Montevideos Altstadt sind gespickt mit hübschen historischen Gebäuden, kleinen Läden, Kneipen und Cafés, vor allem tagsüber herrscht hier ein reges Treiben, weit entfernt von einem Freilichtmuseum, das sich so mancher vorstellt.
Zum Pflichtprogramm beim Besuch der Ciudad Vieja gehört der Mercado del Puerto, jene große Markthalle, in der vor allem die ausladenden Grills der verschiedenen Restaurants dominieren. Während den einen hier das Wasser im Mund zusammenläuft, vergeht den anderen der Appetit angesichts monströser Portionen.
Der Hafen
Montevideos Hafen, der sich im Norden an die Altstadt anschließt, ist trotz des beeindruckenden Art–Déco–Gebäudes des Zolls, das heute das Kommando der Marine beherbergt, nicht übermäßig interessant.
Die Ramblas
Die im Süden der Ciudad Vieja beginnenden Ramblas de Montevideo sind vor allem gegen Sonnenuntergang eine beliebte Promenade für Einheimische und Besucher gleichermaßen. Wer einen Mietwagen zur Verfügung hat, kann die verschiedenen Abschnitte der Uferstraße abfahren und sich den besten Punkt, z.B. für ein kleines Picknick, aussuchen. Zwar ist die Kaimauer der Altstadt sehr beliebt, doch schöne Panoramablicke bieten sich auch anderswo, insbesondere, wenn man z.B. in Pocitos oder Punta Carretas zu Abend essen möchte. Einen herausgehobenen Blick über die Skyline bietet die grün bewachsene Anhöhe hinter/ vor Montevideos Zentralfriedhof (Cementerio Central) im Stadtviertel Palermo. Der beliebteste Strand bei Montevideanos und Touristen ist der Strand von Pocitos, auch wenn das Wasser hier noch die typische Farbe des Río de la Plata hat.
Abseits der Ramblas gilt die Av. 18 de Julio als Schlagader der Stadt. Sie führt über 3,5 km von der Plaza Independencia bis zum Obelisco a los Constituyentes de 1830, dem Obelisk am Parque Batlle. Dieser wurde 1938 eingeweiht und erinnert an Uruguays erste Verfassung. Die 40m hohe Granitsäule mit dreieckigem Grundriss wird von drei allegorischen Bronzen flankiert, die für Recht, Freiheit und Stärke stehen. In ihrem Verlauf quert die Avenida 18 de Julio einige schöne Plätze, darunter die Plaza Fabini, die Plaza Cagancha mit der Columna de la Paz oder die Plaza de los Treinta y Tres Orientales.
Wer an einem Sonntag in Montevideo ist, sollte sich den besten Flohmarkt der Stadt nicht entgehen lassen: die Feria de Tristán Narvaja auf der gleichnamigen Straße, die zwei Blocks hinter der Plaza de los Treinta y Tres von der Avenida 18 de Julio nach Norden abzweigt.