Index
1. Nationale Symbole
Offizieller Landesname: Estado Plurinacional de Bolivia (Plurinationaler Staat Bolivien)
Boliviens Nationalflagge in ihrer heutigen Form wurde 1851 eingeführt.
Das Rot steht für die Tapferkeit der bolivianischen Soldaten bzw. für das im Kampf vergossene Blut, das Gelb für den Reichtum des Landes an Bodenschätzen und das Grün für die Fruchtbarkeit des Landes.
Die quadratische Wiphala als Symbol des Inka-Teilreiches Qullasuyu, ist der Nationalflagge gleichgestellt. Ihre Einführung 2009 trug dem Umstand Rechnung, das die Mehrheit de bolivianischen Bevölkerung indigener Abstammung ist.
Nationalblume Boliviens ist die Hängende Schnabel-Helikonie (Heliconia Rostrata), deren Farben denen der bolivianischen Flagge gleichen.
Bild: By Pittwater friends of Soibada (Pittwater friends of Soibada) [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons
Die gegen Kälte und Trockenheit unempfindliche Janchicoco-Palme (Parajubaea torallyi) ist Boliviens Nationalbaum. Bild:By Hortiphoto Previously published: http://www.botanicalstockphotos.com/photo-parajubaea-torallyi-20153.htm (Own work) [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons
Der Andenkondor (Vultur gryphus) gilt als Nationalvogel Boliviens. Er ist auch ein wesentliches Element in Boliviens Nationalwappen. Bild: By Art G. from Willow Grove, PA, USA (Male Andean Condor) [CC BY 2.0 via Wikimedia Commons
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2. Staat und Gesellschaft
Staats- und Regierungsform |
Präsidialrepublik |
Präsident und Regierungschef | Präsident Luis Alberto Arce Catacora (seit dem 8. November 2020) |
nächste Wahlen | 2025 |
politisches System | Zweikammersystem aus Abgeordnetenkammer mit 130 Abgeordneten und Senat aus 36 Senatoren (je 4 pro Departamento), die für 5 Jahre parallel zum Präsidenten gewählt werden. Bei vorgezogenen Neuwahlen kann sich ihre Amtszeit entsprechend verkürzen. |
Wahlrecht | ab 18 Jahre (es herrscht Wahlpflicht, die jedoch nicht erzwungen wird) |
Hauptstadt | Sucre (237 480 Einwohner), Regierungssitz: La Paz (877 363 Einwohner) |
Einwohner | 10 969 649 (Juli 2016) |
ethnische Zusammensetzung |
In Bolivien sind mehr als 30 verschiedene Ethnien vertreten. Rund die Hälfte der Bevölkerung gehört zur Gruppe der Indigenen (z.B. Aymara, Quechua); rund eine Drittel sind Mestizen; hinzu kommen ‘Weiße’, Afrobolivianer sowie Einwanderer aus Japan und China. |
Religion | ca. 75 % römisch-katholisch, 19% protestantisch oder evangelikal, nur 2,5% bezeichnen sich als nicht-religiös. |
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3. Geographie
Bolivien ist neben Paraguay der einzige Binnenstaat Südamerikas.
Rund ein Drittel der gut eine Million Quadratkilometer Landesfläche macht der von zwei Andenkordilleren eingerahmte Altiplano aus. Diese karge, abflusslose Hochebene ist das eigentliche Kernland, in dem rund 80 Prozent aller Bolivianer leben, obwohl es nur etwa ein Drittel der Fläche Boliviens ausmacht. Der Altiplano erstreckt sich weit über die Landesgrenze und schließt auch Gebiete in Peru ein.
An seinem Nordrand liegt mit dem Titicacsee der höchste und größte schiffbare See der Welt. Die beiden Cordillera Occidental und Cordillera Real genannten Gebirgsketten weisen mit dem Sajama (6542m) und dem Illimani (6439m) auch die höchsten Gipfel des Landes auf.
Den Osten Boliviens prägen so unterschiedliche Landschaften und Vegetationszonen wie die subtropischen Yungas am Ostabhang der Anden, das tropische Tiefland des bolivianischen Amazonas und schließlich die trockenen Savannen des Gran Chaco im Osten der Provinz Santa Cruz.
Bildquelle: Free Worldmaps
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4. Evo Morales und die Halbmondprovinzen
Juan Evo Morales Ayma (* 26. Oktober 1959 in Isallawi im Departement Oruro, Bolivien), Präsident Boliviens seit dem 22. Januar 2006, Führer der sozialistischen bolivianischen Partei Movimiento al Socialismo (MAS) und der Bewegung für die Rechte der Koka-Bauern.
Evo Morales gewann mit 54 % der Stimmen die vorgezogenen Präsidentschaftswahlen am 18. Dezember 2005. Er wurde damit als erster Indígena Staatsoberhaupt Boliviens und errang den deutlichsten Wahlsieg seit Ende der letzten Militärregierung 1982.
Bei der Präsidentenwahl vom Dezember 2009 und 2014 wurde er jeweils mit 64% bzw. 61% wiedergewählt.
Zu den für 2019 angesetzten Wahlen durfte er erst antreten, nachdem ihm das bolivianische Verfassungsgericht eine erneute Kandidatur ermöglicht hatte.
Bolivien ist als eines der ärmsten Länder der Welt politisch tief gespalten.
Die ehemals wohlhabenden und bevölkerungsreichen westlichen Regionen im Hochland (Departamentos Chuquisaca, Cochabamba, Oruro, La Paz und Potosí), in denen sich auch die Hauptstadt Sucre und der Regierungssitz La Paz befinden, sind nach dem Niedergang des Bergbaus verarmt und verlieren seit Jahren durch Binnenmigration Bevölkerung an die östlichen, ganz oder teilweise im Tiefland gelegenen Departamentos (Beni, Pando, Santa Cruz und Tarija).
Dort haben sich in den letzten Jahren durch die Erschließung der Öl- und Gasreserven sowie durch eine moderne, teilweise industrialisierte Land- und Forstwirtschaft profitable, wachsende Industrien und ein wohlhabendes Bürgertum entwickelt.
Die vier Tiefland-Departamentos Beni, Pando, Santa Cruz und Tarija werden in der politischen Diskussion oft zusammenfassend als „Media Luna“ (spanisch: „Halbmond“) bezeichnet, da ihre Form auf einer Landkarte von Bolivien an eine Mondsichel kurz vor Halbmond erinnert.
Die Departamentos des Media Luna, insbesondere Santa Cruz, fordern die Beibehaltung und den Ausbau des in den 1980er-Jahren eingeführten neoliberalen Wirtschaftssystems und des Großgrundbesitzes. Die unternehmerische Oberschicht und die politische Elite des Media Luna fühlt sich durch die Zentralregierung im fernen La Paz bevormundet. Auch in der Bevölkerung herrscht die Ansicht, dass die Region ihres Wohlstandes beraubt und in ihrer wirtschaftlichen Dynamik gebremst wird, da ein Großteil der im Tiefland erwirtschafteten Steuermittel von der Zentralregierung für Projekte im Hochland ausgegeben wird.
Seit einigen Jahren wächst daher im Media Luna die Forderung nach regionaler Autonomie.
Im Hochland verweist man darauf, dass die Boden- und Naturschätze im Tiefland das Eigentum aller Bolivianer sind und dem Wohl des gesamten Landes dienen sollen (so wie bis vor wenigen Jahren das damals arme Tiefland mit den Einnahmen des damals profitablen Bergbaus im Hochland subventioniert wurde).
Das Öl von morgen
Der Salar de Uyuni in Bolivien ist der weltgrößte Salzsee. Unter seiner dicken Salzkruste verbirgt sich ein gigantischer Lithium-Vorrat. Das Metall ist in einer Salzlauge in etwa 40 m Tiefe gebunden.
Evo Morales befürchtete beim Lithium eine Wiederholung der Geschichte. Ab 1545 wurden Tonnen an Silber nach Spanien verschleppt, um die spanische Krone zu finanzieren. Acht Millionen Bolivianer starben in den Minen.
Nach der neuen bolivianischen Verfassung (2009) sagt Artikel 349 : “Die natürlichen Ressourcen sind direktes, unteilbares und unverjährbares Eigentum und Besitz des bolivianischen Volkes und werden vom Staat im Sinne des Gemeinwohls verwaltet.”
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5. Wirtschaft
Allgemeine Situation | Obwohl nach wie vor ein klassisches Entwicklungsland, wird Bolivien von der Weltbank mittlerweile in der Gruppe der „low middle income countries“ geführt. Dank hoher Rohstoffpreise und einer umsichtigen makroökonomischen Politik betrug das Wirtschaftswachstum in Bolivien zwischen 2004 und 2014 durchschnittlich 4,9 Prozent. Die günstigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen führten zu einer Verringerung der mäßigen Armut von 59 Prozent im Jahr 2005 auf 39 Prozent im Jahr 2014, während der Gini-Index im gleichen Zeitraum von 0,60 auf 0,47 zurückging. Um das starke Wachstum aufrechtzuerhalten, die Armut zu verringern und den Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen zu verbessern, hat die Regierung Boliviens Anfang 2016 den Nationalen Wirtschafts- und Sozialplan 2016-2020 genehmigt. Damit will die Regierung das Wachstum bei durchschnittlich 5 Prozent halten und damit die extreme Armut von 17 auf 10 Prozent reduzieren. Dieser Plan sieht ein umfangreiches öffentliches Investitionsprogramm vor, das zum Teil durch Ersparnisse während des Wirtschaftsbooms, Kredite der Zentralbank von Bolivien und externe Finanzierungen finanziert wird. Investitionsfelder sind Infrastruktur, Kohlenwasserstoffexploration, Industrialisierung von Erdgas (Düngemittel und Kunststoffe) und Wasserkraft. Der Plan sieht auch eine Verstärkung der privatwirtschaftlichen Aktivitäten und ausländische Direktinvestitionen vor. |
Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze |
38,6% (2017, Quelle: CIA World Factbook) |
Pro-Kopf-Anteil am BIP | 7200 USD USD (2016, geschätzt nach Kaufkraft-Parität, Quelle: CIA World Factbook) |
Einkommensverteilung | Die ärmsten 10% der Bevölkerung verfügen über 0,9% des Gesamt- einkommens, während die reichsten 10 % über 36,1 % verfügen (2014, geschätzt, Quelle: CIA World Factbook) |
Inflationsrate | 7,5% (2016, geschätzt, Quelle: CIA World Factbook) 7,4% (2015, geschätzt, Quelle: CIA World Factbook) |
Arbeitslosenquote | 3,6% (2016, geschätzt, Quelle: CIA World Factbook) |
Bruttoinlandsprodukt (BIP) | 78,66 Milliarden USD, (2016, geschätzt nach Kaufkraft-Parität, Quelle: CIA World Factbook) |
BIP nach Sektoren | Landwirtschaft 13,4%, Industrie 38,5% Dienstleistungen 53,8% (2016, geschätzt, Quelle: CIA World Factbook) |
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6. Umwelt
Umweltprobleme | Das größte Problem ist vielleicht die Entwaldung. Verschiedene Studien zählen Bolivien zu den 12 Ländern weltweit, die von akuter Entwaldung bedroht sind. Grund sind neben der Besiedlung durch Kleinbauern aus anderen Landesteilen die Viehzucht und der Sojaanbau auf großflächigen Plantagen im Tiefland. Außerdem verursacht die Entwaldung andere ökologische Probleme, wie z.B. Überschwemmungen, Bodendegradation sowie Biodiversitäts- und Vegetationsverlust. Ein weiteres Problem ist die Verschmutzung von Boden und Wasser durch Landwirtschaft und Tierhaltung. Es werden teilweise Pestizide eingesetzt, die in den entwickelten Ländern verboten sind und dann in den vielen großen und kleinen Flüssen landen, die oft zur Trinkwassergewinnung genutzt werden. Potenziert wird das Problem der Entwässerung dadurch, dass es aufgrund der steigenden Tierhaltung immer mehr Tiere gibt, die den Boden durch ihr Treten kompakter machen, wodurch das Wasser nicht in den Boden einsickert, sondern einfach abfliesst. Insbesondere die Gewinnung von Mineralien und Erdgas, bei der schädliche Chemikalien eingesetzt werden, trägt zur Umweltverschmutzung bei. Bestimmungen zum Schutz von Mensch und Umwelt werden häufig nicht eingehalten. Die Auswirkungen des Klimawandels sind in Bolivien von Jahr zu Jahr stärker zu spüren. Landesweit lässt sich eine Erhöhung der Temperaturen feststellen. Relevanter ist jedoch das deutlich veränderte Niederschlagsverhalten. Einerseits ist das Einsetzen der Regenzeit (November) weniger verlässlich als zuvor und oftmals um Wochen oder gar Monate verspätet, wie es 2015/16 und 2016/17 der Fall war; andererseits haben Starkregenfälle zugenommen, was in Kombination mit anderen Faktoren wie Entwaldung und Bodenerosion vermehrt zu Überschwemmungen führt, wie zuletzt zu Jahresbeginn 2014 fast im gesamten nördlichen Tiefland. |
Internationale Umwelt-Abkommen |
Artenvielfaltskonvention (Convention on Biological Diversity) Klima-Rahmenkonvention Kyoto Protokoll UN-Konvention zur Bekämpfung der Wüstenbildung Internationales Artenschutzabkommen (CITES) Basler Konvention über den grenzüberschreitenden Transport gefährlicher Abfälle Montrealer Protokoll über Stoffe, die zu einem Abbau der Ozonschicht führen Übereinkommen über Feuchtgebiete |
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