San Agustín

San Agustín, Kolumbiens berühmteste archäologische Stätte und nach Cartagena meistbesuchtes Welterbe des Landes, liegt verstreut auf mehrere Fundorte im Quellgebiet der Flüsse Magdalena und Cauca.

Hier entstand zwischen dem 3. vorchristlichen und dem 9. nachchristlichen Jahrhundert die nach dem gleichnamigen Kolonialstädtchen benannte Kultur, deren Markenzeichen monolithische Steinfiguren und Megalithgräber in Dolmenform sind (Dolmen = Steintisch).
Letztere sind Ausdruck des ausgeprägten Begräbniskultes, der die San Agustín-Kultur charakterisiert. Unter dem Dolmen steht der Schamane, flankiert von Grabwächtern, die den Sarkophag und/ oder die Grabkammer beschützen.
Aufgrund der großen Anzahl aufwändig gestalteter Gräber in unterschiedlichen Stilen geht man davon aus, dass San Agustín eine Nekropole für verschiedene Kulturen war, zu der man bedeutende Tote bzw. deren Gebeine brachte, um sie hier zu bestatten.
Ein wesentliches Element der Skulpturen von San Agustín sind fehlende menschliche Maße und Proportionen. Übergroße Köpfe werden von einem wie zusammengestaucht verkürzten Rumpf getragen mit geschrumpften Armen und winzigen Beinen.
Zu den zentralen Themen der Darstellung gehört Mutterschaft, dreieckige Kopfformen (manchmal als stilisiertes Maiskorn interpretiert), die Darstellung des Priesters/ Schamanen als Figur, der man den rechten Arm abgeschnitten hat, um ihn der (weltlichen) Reichtümer zu berauben sowie Darstellungen von Vogel und Schlange.
Das Vogelelement wird manchmal als Adler, manchmal als Eule interpretiert. Sicher ist, dass die Elemente des Vogels und der Schlange die allgegenwärtige Dualität repräsentieren, wobei der Vogel für den Himmel und das Licht und die Schlange für die Erde und die Fruchtbarkeit steht.
Ein Großteil der Skulpturen befindet sich noch an ihrem ursprünglichen Standort (in situ). Sie blicken nach Osten Richtung Sonnenaufgang, dem Ursprung des Lebens, der durch den Sonnengott “Taita Inti” (Quechua) symbolisiert wird.
Um den Besuch von San Agustín und dessen teils spektakuläre Landschaft zu genießen, sollte man zwei ganze Tage einplanen.
Es bietet sich an, den ersten Tag dem Parque Arqueológico (seit 1995 UNESCO Weltkulturerbe) zu widmen. Dieser besteht aus den vier “Mesitas”  A, B, C und D (großen, von Menschenhand eingeebneten Zeremonialplattformen), auf denen verstreute Grabhügel liegen, dem archäologischen Museum und dem “Bosque de las Estatuas” (Wald der Statuen), in den Statuen aus verschiedenen Fundorten gebracht wurden, um sie vor Grabräubern und Plünderern zu schützen, sowie dem Fuente de Lavapatas, aus dem Fels herausgehauene Wasserbecken mit eingravierten anthropomorphen Figuren, Amphibien und Reptilien.
Der zweite Tag steht dann im Zeichen einer ganztägigen Jeeptour, die sowohl landschaftliche Besonderheiten wie den “Estrecho de Magdalena”, die nur 2,20m breite Flussenge des Magdalena, sowie die Wasserfälle Salto de Bordones und Salto Mortiño umfasst, als auch die beim Ort San José de Isnos gelegenen Monument-Gruppen von Alto de los Ídolos und Alto de las Piedras. Alto de los Idolos nimmt zwei Hügelkuppen ein, auf den zehn Grabhügel mit großen Gräbern verteilt sind. Unter den Statuen von Alto de las Piedras sind einige, die ihre Originalfarben Gelb (Reichtum), Rot (Krieg), Weiß (Reinheit) und Schwarz (Waffen) bewahrt haben. Bemerkenswert ist auch die Statue des “doppelten Ich”, das die Dualität von Körper und Seele repräsentiert.
Der Ort San Agustín, obwohl eine koloniale Gründung aus dem 17. Jahrhundert, lohnt unserer Ansicht nach keinen ausgedehnteren Aufenthalt, jedoch gibt es hier einige gute Restaurants, während sich die schöneren Unterkünfte außerhalb des Ortes mit Blick über die Landschaft angesiedelt haben.

Wer neben San Agustín auch Tierradentro besuchen will, sollte die charmante Kleinstadt Popayán als Ausgangspunkt wählen.