Atitlán-See

Vielen gilt der Atitlansee als einer der schönsten Seen der Welt.

Er liegt auf 1560 Metern Höhe, hat eine Wasserfläche von 125 km², ist bis zu 400 Meter tief und bis zu 18 km breit. Eine wahrhaft atemberaubende Kulisse bilden die ihn umrahmenden Vulkankegel des San Pedro, Tolimán und Atitlán sowie der Cerro San Marcos und der Cerro Cristalino am Westufer des Sees.
Ebenso dramatisch wie das heutige Panorama ist die Entstehungsgeschichte des Sees.
Der Atitlán-See entstand vor ca. 85 000 Jahren durch einen gewaltigen Ausbruch des Vulkans Atitlán, der eine Masse von 180 Kubikkilometern Asche und Steinen ausstieß. Übrig blieb ein riesiger Krater in der Erdkruste, der sich aus Rissen in der Gesteinsschicht mit Wasser füllte. So entstand der einzigartige See, der keinen natürlichen Abfluss hat. Durch die fortdauernde vulkanische Aktivität in der Umgebung formten sich im Laufe der Jahrtausende dann die drei imposanten Vulkane Toliman, Atitlán und San Pedro am Südufer des Sees. Wer einen oder mehrere von ihnen heute besteigen möchte, sollte dies mit einem ortskundigen Führer tun.
Für Spaziergänge und kleinere Wanderungen entlang des Seeufers bieten sich (von Panajachel aus) die Dörfer Santa Catarina Palopó (4km) und San Antonio Palopó (weitere 6km) an. Am Aussichtspunkt bei Godinez an der Straße nach Antigua beginnt der Pfad, der durch Kiefernwälder und Ackerterrassen nach Santa Catarina hinunterführt. Für den Rückweg nach Panajachel kann man ein Colectivo (oder Boot) nehmen.
Wer einen authentischen, weniger touristischen Markt als den von Chichicastenango besuchen will, der sollte dienstags oder freitags nach Sololá fahren. Der Ort liegt wenige Kilometer von Panajachel entfernt hoch über dem Nordufer des Sees und bietet auch noch einen herrlichen Blick über denselben.
Neben dem seit Jahrzehnten beliebten Panajachel säumen mehrere indigene Dörfer das Seeufer, die alle mit dem regelmäßig verkehrenden Fährboot zu erreichen sind.
San Francisco Panajachel, so der offizielle Name, ist das touristische Zentrum des Atitlán-Sees. Das Konglomerat aus Hotels, Restaurants, Kneipen und Geschäften, in dem zu den meisten Zeiten des Jahres die Zahl der Touristen die der Einwohner übersteigt, wird daher auch scherzhaft Gringotenango genannt.
Zunehmend beliebter aber noch weniger touristisch als Panajachel ist Santiago Atitlán am Südufer des Sees. Hier befindet sich mit der zwischen 1572 und 1581 erbauten Iglesia Parroquial Santiago Apóstol eine der ältesten Kolonialkirchen der Region.
Die Heiligenfiguren in ihrem Innern tragen traditionelle Mayakleidung, die von den Frauen der Gemeinde hergestellt und jährlich erneuert wird.
Santiago ist auch ein Zentrum des Maximón-Kultes. Maximón, auch Rilaj Maam oder San Simón genannt, ist eine synkretische Verbindung aus der Maya-Gottheit Mam und dem katholischen Heiligen Simon (Judas). Er wird als männliche, modern gekleidete Figur dargestellt, der Zigaretten, Alkohol und Blumen als Opfer dargebracht werden. Jährlich wechselt die Figur ihren Aufenthaltsort zwischen den Wohnungen der Mitglieder einer Cofradía, wie die Maya-katholischen Bruderschaften genannt werden.
Die Maximón-Verehrung war und ist auch ein Akt des kulturellen Widerstandes gegen den religiösen Herrschaftsanspruch der ehemaligen Kolonialherren bzw. der heute dominierenden Gesellschaftsschicht der Ladinos.
Die Einwohner der verschiedenen Gemeinden rings um den See sind an ihrer traditionellen Kleidung zu erkennen, die sowohl bei Männern als auch bei Frauen noch weit verbreitet ist.
Auf eine mehr als tausendjährige Tradition geht z.B. der typische Kopfschmuck der Frauen Santiagos zurück, der aus einem schier endlosen roten Band gewickelt den Effekt eines Heiligenscheins ergibt.